Deutsche Anleger rechnen in den kommenden sechs Monaten mit einem anhaltend niedrigen Zinsniveau. Klassische zinsbasierte Anlageformen verlieren daher an Attraktivität, insbesondere das Sparbuch. Für die Aktienmärkte sind die Bundesbürger positiv gestimmt. Fast jeder Zweite (47 Prozent) geht von steigenden Börsennotierungen aus. Das sind einige der Ergebnisse des aktuellen Anlegerbarometers von Union Investment.
Mit Blick auf die Zinsentwicklung in den nächsten sechs Monaten ist für deutsche Sparer keine Trendwende in Sicht. Die Mehrheit (61 Prozent) rechnet mit gleichbleibend niedrigen Zinsen. Im Vorquartal waren es knapp zwei Drittel (64 Prozent). 21 Prozent gehen sogar von weiter fallenden Zinsen aus. Das sind drei Prozentpunkte mehr gegenüber der letzten Erhebung.
Sparbuch verliert an Bedeutung
Vor diesem Hintergrund ist es kaum verwunderlich, dass zinsbasierte Anlageformen an Attraktivität verlieren, vor allem das Sparbuch. Hielt im letzten Quartal fast jeder dritte Anleger (29 Prozent) das Sparbuch für eine gute Geldanlage, ist es derzeit nur noch jeder Fünfte (19 Prozent). Das ist der niedrigste Wert seit Beginn der Fragestellung im ersten Quartal 2010.
Tagesgeld und festverzinsliche Wertpapiere weniger attraktiv
Auch Tagesgeld, Festgeld, Kapitallebensversicherung und festverzinsliche Wertpapiere büßen an Attraktivität ein. Einzig Aktien und Investmentfonds werden zum zweiten Mal in Folge attraktiver beurteilt: Während Aktien von 30 Prozent im zweiten Quartal 2014 auf aktuell 33 Prozent steigen, legen Investmentfonds im gleichen Zeitraum um acht Prozentpunkte auf 31 Prozent zu.
„Das anhaltend niedrige Zinsniveau und ein Mangel an rentierlichen Anlagealternativen wecken nach und nach das Interesse der Anleger für Aktien und Investmentfonds“, sagt Giovanni Gay, Geschäftsführer bei Union Investment. Dieser Prozess erfolge jedoch in kleinen Schritten.
Negative Folgen von Niedrigzinsen unterschätzt
Denn viele Anleger haben die Konsequenzen des Niedrigzinsumfelds offensichtlich noch nicht richtig vergegenwärtigt. Lediglich 36 Prozent der Befragten glauben, dass die aktuell niedrigen Zinsen negative Auswirkungen für sie persönlich haben. 34 Prozent versprechen sich dagegen einen Vorteil, möglicherweise weil sie ein Darlehen aufnehmen möchten. Ein weiteres Drittel (30 Prozent) erwartet weder positive noch negative Folgen.
„Das Ergebnis zeigt, dass das Problem Minizinsen und seine Auswirkungen immer noch nicht überall angekommen ist“, erklärt der für das Privatkundengeschäft zuständige Geschäftsführer. Daher werde der Handlungsbedarf oft nicht gesehen: Erst 30 Prozent der Anleger nähmen das aktuell niedrige Zinsniveau zum Anlass, ihre Geldanlagen zu überdenken. Nur 27 Prozent hätten schon einmal in Erwägung gezogen, monatlich einen festen Betrag in Investmentfonds anzulegen.