Erwartungsgemäß hat die FED heute die Zinsen um 0,25 Prozent gesenkt. Aber war das wirklich nötig? Ein Kommentar von Dr. Otmar Lang, Chefvolkswirt der Targobank.
Zweifelsohne schwächt sich die amerikanische Wirtschaft ab. Stimmungsindikatoren wie der US-Einkaufsmanagerindex und der US-Frühindikator geben seit einiger Zeit nach. Die Jahresveränderungsrate der US-Industrieproduktion ist seit Mitte 2018 von einem zyklischen Hoch von über 5 Prozent auf zuletzt 1,3 Prozent kontinuierlich gesunken, Tendenz weiter nachgebend.
Was dagegen spricht
Die US-Wirtschaft gilt immer noch als robust. Einzelhandel und Verbrauchervertrauen präsentieren sich unverändert stabil. Das US-BIP-Wachstum hatte im zweiten Quartal die Erwartungen übertroffen. Die US-Arbeitslosigkeit – ein allerdings nachlaufender Konjunktur-Indikator – ist zuletzt auf einen 50-jährigen Tiefstand gesunken.
Ohnehin gilt: Im aktuellen Umfeld wirkt sich eine Zinssenkung von 0,25 Prozent nicht auf Investitionsentscheidungen aus. Diese hängen vielmehr von politischen Entwicklungen ab, etwa der wachsenden Sorge um einen ungeregelten Brexit und dem Zollkonflikt zwischen den USA und China.
Entscheidung von Powell stellt nicht zufrieden
Für den als eher vorsichtig geltenden US-Notenbank-Präsidenten Powell dürften dennoch ökonomische Gründe für die Zinssenkung ausschlaggebend gewesen sein. Er hat zumindest ein Signal an die Märkte gesendet.
Sicher ist, dass die heutige Entscheidung den amerikanischen Präsidenten nicht zufriedenstellen wird. Es ist vielmehr davon auszugehen, dass Donald Trump den politischen Druck auf die FED und ihren Präsidenten aufrechterhalten und eine weitere Zinssenkungen fordern wird.
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