Der weltgrößte Rückversicherer Munich Re rechnet angesichts der Hochwasserkatastrophe vom Juli mit steigenden Preisen für Rückversicherungsschutz in Europa. „Die hohen Schäden durch das extreme Hochwasser in Zentraleuropa und die Zunahme mittelschwerer Wetterereignisse wie Dürren oder Waldbrände treffen Bereiche mit teilweise nicht risikoadäquaten Preisen und Bedingungen“, sagte Vorstandsmitglied Doris Höpke am Montag anlässlich des jährlichen Branchentreffens in Baden-Baden, das wegen der Corona-Pandemie erneut großenteils online stattfindet. Für die Vertragserneuerung mit Erstversicherern wie Allianz oder Axa sieht Höpke daher Impulse für eine anhaltende Marktverhärtung. Darunter verstehen Rückversicherer ein steigendes Prämienniveau.
Die Munich Re schätzt die verheerenden Gesamtschäden infolge des Tiefdruckgebiets „Bernd“ im Juli auf 46 Milliarden Euro in Europa und auf 33 Milliarden Euro in Deutschland. Dies koste die Versicherer in Europa mehr als neun Milliarden und in Deutschland mindestens sieben Milliarden Euro. Eine steigende Inflation treibe die Schadensummen dabei nach oben.
Auch der weltweit drittgrößte Rückversicherer Hannover Rück erwartet nach der verheerenden Hochwasserkatastrophe in Deutschland deutlich steigende Preise beim Rückversicherungsschutz. „Das Jahr 2021 wird nach den schrecklichen Unwetterkatastrophen im Juni und Juli eines der schadenträchtigsten Jahre im deutschen Markt werden“, sagte der Chef der deutschen Hannover-Rück-Tochter E+S Rück, Michael Pickel, anlässlich des jährlichen Branchentreffens in Baden-Baden. Nach den Schäden durch die Corona-Pandemie erforderten die jüngsten Unwetterschäden, die Niedrigzinsen und die steigenden Preise im Baugewerbe eine „spürbare Erhöhung“ der Rückversicherungspreise.
Hann Re erwartet Schäden von zehn Milliarden Euro
Die Flutkatastrophe in Deutschland dürfte die Versicherungsbranche nach Einschätzung der Hannover Rück noch deutlich teurer zu stehen kommen als gedacht. Nach den ersten Sondierungen beim Branchentreffen in Baden-Baden könne man „davon ausgehen, dass der Schaden eher an zehn Milliarden als an neun Milliarden Euro herankommt“, sagte der Deutschlandchef des weltweit drittgrößten Rückversicherers, Michael Pickel, am Montag. Der deutsche Versichererverband GDV hatte seine Prognose für die Schäden durch Tief „Bernd“ zuletzt auf rund 7 Milliarden Euro angehoben.
Pickel erklärte seine Erwartung mit der enormen Wucht der Wassermassen, die nach dem Starkregen im Juli vor allem durch Gebiete im nördlichen Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen geschossen waren. Die Versicherer hätten ihren ersten Berechnungen die normalen Durchschnittsschäden von Flutereignissen zugrunde gelegt. Inzwischen sei aber klar, dass die Schäden an Autos etwa zwei- bis dreimal so hoch lägen wie üblich, sagte Pickel. Beim Hausrat beschädigter Häuser sei oft nichts mehr zu retten, sodass die vollen Schadensummen fällig würden. Und bei vielen Häusern zeige sich erst nach und nach, ob sie noch zu reparieren seien oder abgerissen werden müssten.
Insgesamt gehe die E+S Rück daher von spürbaren Anpassungen bei Preisen und Konditionen vor allem bei Naturkatastrophendeckungen aus. (dpa-AFX) & Redaktion Cash.