Die US-Notenbank Fed dürfte die Erwartungen der Marktteilnehmer, die mit einer raschen Zinssenkung rechnen, enttäuschen. Dieser Auffassung ist Philippe Waechter, Chefvolkswirt des französischen Investmenthauses Ostrum Asset Management, einer Tochtergesellschaft von Natixis Investment Managers, in seinem Gastbeitrag.
Die Märkte schauen diese Woche auf das Treffen der US-Notenbankgouverneure. Viele Marktteilnehmer erwarten zumindest die Ankündigung einer Zinssenkung für den Juli – einige rechnen sogar mit einem Zinsschritt noch im Juni.
„Ich rechne damit, dass die Fed diese Erwartungen enttäuscht und nicht so bald Zinssenkung vornehmen wird.“
Zwar schlagen sich die eingetrübten wirtschaftlichen Erwartungen bereits in den langfristigen Zinsen nieder, doch die fundamentalen Wirtschaftsdaten wie der ISM-Einkaufsmanagerindex oder die Arbeitslosenzahlen sind in den USA noch immer gut und reflektieren keinen raschen Abschwung. Auf der Inflationsseite sind die Zahlen indes weiterhin niedrig. Es besteht also kein Grund zur Eile.
Eine Zinssenkung als Prävention gegen einen möglichen Abschwung wäre ohnehin riskant, weil nicht sicher ist, ob die Wirtschaft darauf wie gewünscht reagieren würde. Zudem könnte die Fed mit einem zu schnellen Handeln den Eindruck erwecken, dass sie sich der Kritik des US-Präsidenten fügt, dass sie also an Unabhängigkeit eingebüßt hat.
Erstmal: Abwarten und Tee trinken
Aus meiner Sicht muss die Fed also erst einmal abwarten, ob die Makrodaten sich über einen längeren Zeitraum abschwächen. Damit ist frühestens im Herbst zu rechnen. Dann hat die Fed immer noch genügend Zeit zum Handeln. Eine schnelle Zinssenkung ist aktuell nicht angezeigt.
Foto: Ostrum Asset Management