US-Präsidentschaft: Es ist zu früh für einen „Harris Trade“

U.S. presidential election. Kamala Harris and Donald Trump
Foto: PantherMedia/palinchak (YAYMicro)
Harris oder Trump: das ist auch für Anleger entscheidend

Welche Konsequenzen sich aus Bidens Rückzug auf die Investmentmärkte ergeben

Nach dem Rückzug von Joe Biden als Präsidentschaftskandidat könnte Kamala Harris‘ offizielle Nominierung auf dem Parteitag der Demokraten am 19.-20. August oder schon früher durch „Mini-Vorwahlen“ oder eine virtuelle Abstimmung erfolgen. Sollte Harris die offizielle Kandidatin werden, würde sie die Wahlkampfgelder der Biden-Kampagne „erben“.

Bidens Entscheidung hat eine noch nie dagewesene Phase im Wahlprozess eingeleitet. Harris‘ Siegchancen werden von verschiedenen Faktoren abhängen, unter anderem von der Geschlossenheit der Partei, der Unterstützung durch die Spenderinnen und Spender, der Wahl des Vizepräsidenten und ihrer Performance im Rampenlicht. Es ist erwähnenswert, dass einige namhafte Konkurrenten es bereits abgelehnt haben, gegen sie zu kandidieren. Obwohl Trumps Siegchancen nach der Präsidentschaftsdebatte und dem Attentat auf ihn gestiegen sind, sollte ein Sieg Trumps nicht als selbstverständlich angesehen werden. Die Wahl von Vizepräsident J.D. Vance scheint Trumps Potenzial, eine größere Zahl von Wählerinnen und Wählern anzusprechen, nicht erhöht zu haben.


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Wie wirkt sich der Wechsel auf die Märkte aus?

Die Marktreaktion auf die Nachricht war zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Berichts noch recht verhalten – mit einem Rückgang des US-Dollars im frühen Handel am Montag, einer geringfügigen Bewegung bei den 10-jährigen US-Staatsanleihen und einem Aufwärtstrend bei den Aktien-Futures. Was die Auswirkungen auf die Märkte betrifft, so ist der Wahlausgang weiterhin höchst ungewiss.

86 % Korrelation

Die Umfragen hatten in den letzten Wochen einen starken Einfluss auf die Neigung der Kurve der US-Treasuries. Seit dem 1. Juni lag die Korrelation zwischen den täglichen Veränderungen in den Umfragen und den Bewegungen der Kurve der US-Staatsanleihen im 5- bis 30-jährigen Bereich bei 86 %.

Es ist noch zu früh, um einen potenziellen „Harris-Trade“ festzulegen, aber auch, um eine spezifische Markthandelsstrategie für eine potenzielle zweite Trump-Regierung zu entwickeln, da es ideologische Unsicherheiten bezüglich ihrer Ziele und ihrer Politik gibt. Es gibt auch erhebliche ideologische Konflikte, mit denen sich die Trump-Administration auseinandersetzen müsste, z. B. in Bezug auf ihre Haltung zu China, der Inflation, Zöllen, fiskalischer Expansion und dem Wunsch nach einem schwächeren Dollar.

Es gibt verschiedene „Denkschulen“ der republikanischen Außenpolitik, die derzeit versuchen, Trump zu beeinflussen. Zu diesen konkurrierenden Gruppen gehören die „Isolierer“, die wollen, dass sich die USA nicht zu sehr in fremde Angelegenheiten einmischen, die „Priorisierer“, die wollen, dass sich die US-Außenpolitik auf China konzentriert, und diejenigen, die immer noch glauben, dass die USA der Hauptentscheidungsträger in globalen Angelegenheiten bleiben sollten. Abgesehen von diesen Gruppen wird Trumps Außenpolitik von den Personen in den wichtigsten Schlüsselpositionen geprägt sein. Es ist noch nicht klar, wen er nominieren wird. Und seine Außenpolitik wird auch von seinem Wunsch nach Absprachen und den Erfahrungen aus seiner ersten Amtszeit geprägt sein.

Konzentration auf die Gewinnmeldungen

Angesichts dieses hohen Maßes an Unsicherheit wird sich der Markt wahrscheinlich auf die Ergebnisse der Berichtssaison für das zweite Quartal konzentrieren, die gerade begonnen hat. Die Mega-Caps waren in der ersten Jahreshälfte die großen Gewinner, aber die Anleger erwarten nun eine Verbesserung des Gewinnwachstums in anderen Bereichen des Marktes. Auf der Anleiheseite richten die Märkte ihre Aufmerksamkeit nun auf die Fed-Sitzung im September, die zu einer Zinssenkung führen könnte.

Wir bevorzugen derzeit eine leicht positive Allokation in risikoreichere Vermögenswerte, wobei wir gleichgewichtete und/ oder fundamentale Ansätze an den Aktienmärkten bevorzugen, um dem derzeit hohen Konzentrationsrisiko zu begegnen. Und wir haben eine positive Einstellung zur Duration. Darüber hinaus suchen wir nach zusätzlichen Diversifizierungsquellen in Schwellenländern, Rohstoffen, insbesondere Gold, sowie realen Assets und alternativen Investments.

Die Autoren: Vincent Mortier, Group CIO von Amundi, Monica Defend, Head of Amundi Investment Institute und Anna Rosenberg, Head of Geopolitics, Amundi Investment Institute

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