US-Staatsanleihen profitieren vom billigen Geld in Europa

Die Zukunft für US-amerikanische Anleihen sieht gut aus.Das prognostiziert Janelle Woodward, President und Portfoliomanagerin bei Taplin, Canida & Habacht (TCH), der auf institutionelle Investoren ausgerichteten Fixed-Income-Boutique unter dem Dach von BMO Global Asset Management.

Auf dem US-Hausmarkt het
Auf dem US-Hausmarkt het

Im vergangenen Quartal erzielten US-Staatsanleihen eine Gesamtrendite von 3,20 Prozent. Betrachtet man nur langfristige Staatsanleihen lag die Rendite sogar bei 8,15 Prozent – vor inflationsgeschützten (4,46 Prozent) und mittelfristigen Staatsanleihen (2,35 Prozent). „Die Ergebnisse zeigen, wie schnell sich Märkte nach einer instabilen Zeit erholen können“, so die Portfoliomanagerin. Nach einer Verschlechterung des Marktklimas in der zweiten Jahreshälfte 2015 und zu Beginn 2016 habe sich die Stimmung schnell gewandelt, hin zu optimistischeren Marktgegebenheiten und einer Risikobewertung, die sich stärker an den Fundamentaldaten orientierte.

Die verbesserte Marktprognose sei aber nicht nur dem akkommodierenden Kurs der US-Notenbank Fed zu verdanken. Der US-amerikanische Anleihenmarkt profitiere auch von der lockeren Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB). „Wir erwarten, dass sich dadurch die US-Zinssätze weiter seitwärts entwickeln und Anleihen mit hoher Qualität gestärkt werden“, sagt Woodward. Denn: Die EZB hat nicht nur den Einlagezins von -0,3 Prozent auf -0,4 Prozent gesenkt und ihr Quantitative-Easing-Programm von 60 auf 80 Milliarden Euro pro Monat ausgeweitet. Gleichzeitig hat die Notenbank auch begonnen, Unternehmensanleihen zu kaufen.

Substitutionseffekt sorgt für Aufschwung im US-Anleihenmarkt

„Die EZB hat mit ihrer Politik des billigen Geldes dazu beigetragen, dass der Markt für Anleihen weit über die Grenzen der Eurozone hinaus neu definiert wurde“, erklärt Woodward. „Der Rendite-Substitutionseffekt wurde dadurch deutlich verstärkt.“ Dieser Effekt entsteht, wenn Anleger aufgrund eines Preisgefälles zwischen verschiedenen Regionen andere Titel kaufen als ursprünglich geplant. Da weltweit durchgängig niedrige Renditen erzielt werden, entscheiden sich viele Anleger für eine Investition in US-Anleihen anstelle von Titeln ihres eigenen Landes. Der Grund: Trotz eines generell höheren Risikos bei Auslandsinvestitionen – US-Anleihen sind insbesondere im Hinblick auf Liquidität und Transparenz eine sichere Bank für Anleger. „Für uns ist die Entwicklung der Emissionen an US-Schuldverschreibungen besonders spannend“, sagt Woodward. Schließlich sei das hohe Angebot dieser Titel Schuld an sinkenden Preisen und eine Hürde für zukünftige Spread-Einengungen. Doch durch die zunehmenden Ankäufe europäischer Unternehmensanleihen durch die EZB könnte sich die Situation bald verbessern, meint Woodward. „Viele multinationale Konzerne werden sich entscheiden, in Europa zu emittieren. So profitieren die Unternehmen von günstigen Finanzierungskosten und reduzieren gleichzeitig das Angebot in den USA.“

Unternehmensanleihen werfen attraktive Rendite ab

Angesichts dieser Faktoren und des aktuellen Spread-Niveaus seien vor allem US-amerikanische Unternehmensanleihen interessant. „Der Credit-Sektor bietet weiterhin gute Investmentmöglichkeiten“, sagt Woodward. Nachdem der Markt im vergangenen Jahr und in den ersten Monaten 2016 starke Abverkäufe verkraften musste, seien die momentanen Renditen von 3,92 Prozent im letzten Quartal für Anleger wieder sehr attraktiv.

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Vor allem das Potenzial von Investmentgrade-Papieren mit vergleichsweise niedrigem Rating (BBB) sei nicht zu unterschätzen. Diese erzielten im letzten Quartal eine Rendite von 4,33 Prozent. Für die richtige Titelauswahl sei aber eine genaue Untersuchung der Fundamentaldaten erforderlich, so Woodward. „Das ist die treibende Kraft für bessere Ergebnisse von Unternehmensanleihen.“ (tr)

Foto: Shutterstock

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