Das Superwahljahr 2024 ist in vollem Gange und hat in Taiwan bereits eine erste richtungsweisende Entscheidung gebracht. Die wichtigste Wahl findet jedoch ohne Zweifel im November in den USA statt, wo sich zwischen Donald Trump und Joe Biden entscheidet, welchen handelspolitischen Kurs die USA künftig verfolgen werden.
„Das politische Risiko ist ein oft unterschätzter Faktor, der das globale Marktumfeld erheblich beeinflussen kann. Im Jahr 2024 werden weltweit in mehr als 60 Ländern, in denen über vier Milliarden Menschen leben, wichtige Wahlen stattfinden. Die Ergebnisse dieser Wahlen können sowohl Herausforderungen als auch Chancen für einzelne Staaten und ihre Bürger sowie für Investoren darstellen“, erklärt Donald.
Trump und Taiwan: Vergrößert sich die Kluft zwischen den USA und China?
Insbesondere für das Verhältnis der USA zu China könnte das Wahljahr 2024 aus Sicht des Experten richtungsweisend sein. „Die globale wirtschaftliche Spaltung zwischen den von den USA und China geführten Blöcken scheint die neue Normalität zu sein. Die Wahl in Taiwan im Januar sowie die US-Wahlen im November könnten diese Kluft zusätzlich vertiefen“, sagt Donald. Taiwans scheidende Präsidentin der Demokratischen Fortschrittspartei, Tsai Ing-wen, sei durch ein anderes Mitglied derselben Partei, Lai Ching-te, ersetzt worden, was zu einem noch volatileren Verhältnis zu China führen könnte.
In den USA sei es noch zu früh, einen Sieger der Präsidentschaftswahl auszumachen. Donald Trump könne trotz zahlreicher strafrechtlicher Vorwürfe erneut gewählt werden, auch deshalb, weil viele Wähler Bedenken hinsichtlich des geistigen und körperlichen Gesundheitszustands des amtierenden Präsidenten Joe Biden hegen würden. Jedes ernsthafte medizinische Problem von Biden könne diese Bedenken weiter nähren und seine Wiederwahl gefährden – und damit eine zweite Amtszeit von Donald Trump begünstigen.
„Die Rückkehr von Trump als Präsident würde wahrscheinlich zu einer stärker isolierenden Politik führen, die die Beziehungen zu vielen Verbündeten der USA belasten dürfte. Dies könnte auch das Ende der US-Unterstützung für die Ukraine bedeuten, was strategische Konsequenzen für Europa und Asien hätte“, führt James Donald aus. Die angespannten Beziehungen der USA zu China dürften zwar unter beiden Kandidaten bestehen bleiben, aber das „Wie?“ könnte sich entscheidend ändern, glaubt der Experte. „Trump dürfte einen unilateralen Ansatz verfolgen, Biden hingegen einen multilateralen. Unter Bidens Regierung haben sich die Spannungen mit China auf Bereiche wie Technologietransfer, Finanzströme und Halbleiter ausgeweitet. Ein Sieg Trumps könnte eine Rückkehr zu einer engeren Form des Bruchs mit sich bringen, die sich vielleicht in erster Linie auf den Handel konzentriert“, so Donald.
US-Wirtschaft prägt Schwellenländer
„Während die Zuflüsse in die Schwellenländer in den letzten Jahren beeinträchtigt waren, könnte eine robuste US-Wirtschaft mit starken Wirtschaftsdaten das ,Higher for longer‘-Zinsumfeld verlängern und eine geldpolitische Lockerung durch die US-Notenbank verzögern“, sagt Donald. Diese Verzögerung der Zinssenkungen könne wiederum potenzielle Zuflüsse in die Schwellenländer weiter zum Stocken bringen.
Im Vergleich zu den Industrieländern böten die Schwellenländer zwar nach wie vor ein stärkeres Wirtschaftswachstum, ein höheres Ertragswachstum und günstigere Bewertungen, aber die Schwellenländer hätten auch mit Gegenwind in Form eines stärkeren US-Dollars, einer mehr als ein Jahrzehnt lang andauernden Underperformance gegenüber US-Aktien und einem erhöhten geopolitischen Risiko zu kämpfen. James Donald prognostiziert: „Die bevorstehenden Präsidentschafts- und Kongresswahlen in den USA könnten weitere Risiken mit sich bringen und Zuflüsse in die Schwellenländer aufgrund der Aussicht auf weitere Handelsbeschränkungen behindern.“
Wachstumsprognosen für Schwellenmärkte trotz allem positiv
Donald blickt dennoch optimistisch nach vorne: „Trotz des schwierigen Jahresstarts sind wir der Ansicht, dass die Schwellenländer für den Rest des Jahres eine positive Performance erzielen können. Das Wirtschaftswachstum in vielen Schwellenländern dürfte robust bleiben, wobei sich das Wachstumsgefälle zwischen den Schwellenländern und den Industrieländern wieder zu Gunsten der Schwellenländer verschieben dürfte.“ Der Experte erwartet, dass die Gesamtinflation weiter rückläufig sein wird, was wiederum die Zentralbanken in den Schwellenländern zu aggressiveren Zinssenkungen später im Jahr bewegen könnte. Dies könne mit einer Lockerung der Geldpolitik durch die Fed zusammenfallen, was sich in der Vergangenheit positiv auf die Entwicklung von EM-Aktien ausgewirkt habe. „Es ist also weiterhin durchaus sinnvoll, in Schwellenländer zu investieren“, resümiert Donald.