US-Zwischenwahlen: „It’s the Fed, stupid!“

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Morgen finden in den USA die Zwischenwahlen statt. Andrzej Skiba, Partner und Head of US Credit bei BlueBay Asset Management, kommentiert den möglichen Ausgang und die Folgen.

Da bei den sogenannten Midterms traditionell die Minderheitspartei bevorzugt wird und angesichts der schwachen Beliebtheitswerte von Präsident Joe Biden, gehen die Republikaner als Favoriten in diese Wahlsaison. Das spiegelt sich in der Konsenseinschätzung wider, dass die Republikaner das Repräsentantenhaus zurückerobern könnten. Ein republikanischer Sieg im Senat hingegen wird als schwieriger eingeschätzt, da dort nur 34 Sitze neu besetzt werden und von diesen bereits 21 in republikanischer Hand sind. Außerdem sah es noch im September so aus, als könnten die Demokraten ihre Sitze im Senat verteidigen und möglicherweise sogar neue hinzugewinnen.

Doch wie uns James Carville schon 1992 lehrte: ‚It’s the economy, stupid.‘ 30 Jahre später scheint dies immer noch der Fall zu sein: Inflationsängste und die Furcht vor einer Rezession beherrschen die Diskussionen und die Umfragen. Daher liegt das Momentum auf Seiten der Republikaner. Wir gehen davon aus, dass sie die Kontrolle über das Repräsentantenhaus und den Senat erlangen werden. Wenn die unentschlossenen Wähler sich weiter auf die Seite der Republikaner schlagen, ist es durchaus möglich, dass die Partei 35 bis 40 Sitze im Repräsentantenhaus hinzugewinnt und sogar 53 oder 54 Sitze im Senat erringt.

Obwohl dieses Szenario als große Veränderung in Washington angesehen werden wird, erwarten wir eine relativ gedämpfte Reaktion der Finanzmärkte. Die Rückkehr zu einer geteilten Regierung wird von den Märkten in der Regel positiv bewertet. Im aktuellen Umfeld gehen wir aber nicht davon aus, dass sich ein politischer Konsens abzeichnet. Stattdessen rechnen wir mit einem Ende der gesetzgeberischen Prioritäten der Demokraten und einem republikanischen Kongress, der mehr an der Positionierung der Partei für 2022 interessiert ist als an der Unterstützung von Gesetzen, die es auf den Schreibtisch des Präsidenten schaffen könnten.  

Infolgedessen halten wir es für unwahrscheinlich, dass die beiden Parteien eine gemeinsame legislative Basis finden werden. Das gilt selbst für Bereiche, in denen es vielleicht eine gewisse Übereinstimmung gibt – etwa bei der Regulierung der Technologiebranche oder bestimmten Bereichen der Gesundheitsreform. Anders ausgedrückt: Die Dysfunktion in Washington wird sich eher verschlimmern als verbessern. Das könnte dazu führen, dass angesichts der verlorenen Kontrolle im Kongress die Regierungsbehörden ihre Befugnisse nutzen, um die Agenda der Demokraten durchzusetzen (zum Beispiel eine aggressivere Börsenaufsicht SEC unter Gary Gensler).

Vor diesem Hintergrund wird sich die Aufmerksamkeit der Märkte schnell von der Politik zurück auf die Inflation und die Wahrscheinlichkeit einer Rezession verlagern. Wenn man Carville also fragt, würde er uns vielleicht daran erinnern, dass die Märkte in diesem Jahr und bis ins Jahr 2023 von der US-Notenbank abhängen: It’s the Fed, stupid!“

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