In dieser Woche werden vorläufige April-Inflationsdaten für einige europäische Volkswirtschaften und die Eurozone veröffentlicht. Im März lag der Anstieg der Verbraucherpreise in Deutschland und auf europäischer Ebene bei nur noch 2,2 Prozent. Angesichts der jüngsten Eskalation globaler Handelskonflikte mit den USA wurden die Wachstumsprognosen jedoch deutlich nach unten korrigiert. So rechnet der Internationale Währungsfonds (IWF) mit nur 2,8 Prozent Weltwirtschaftswachstum im laufenden Jahr – nach 3,3 Prozent im Januar. Für Deutschland wird von einem Nullwachstum ausgegangen, für die Eurozone werden 0,8 Prozent Wachstum veranschlagt. Die US-Wirtschaft wird mit 1,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr deutlich schwächer wachsen. Anders als in den USA geht die schwache Nachfragedynamik in Europa aber mit tieferen Teuerungsraten einher. Unternehmen haben in diesem Umfeld weniger Spielraum, Kosten an Ihre Endverbraucher durchzureichen.
Es ist daher gut möglich, dass das Zielniveau der Europäischen Zentralbank (EZB) von 2 Prozent schon jetzt erreicht wurde, denn durch gesunkene Rohstoffpreise und den gestiegenen Euro werden zusätzlich tiefere Preise importiert. Einige chinesische Unternehmen senken ihre Preise auf den Weltmärkten ab, um ihre Produktion angesichts zunehmender Handelsbeschränkungen vonseiten der USA anderweitig absetzen zu können. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Leitzinssenkung durch die EZB Anfang Juni. Tiefere Inflationsraten und sinkende Leitzinsen dürften Trump gefallen. In den USA wirkt die Zollpolitik der Regierung allerdings bisher inflationstreibend, denn in der Regel werden Importabgaben auf die Preise aufgeschlagen und müssen daher von den Endverbrauchern gezahlt werden. Parallel steigt unter US-Konsumenten und Unternehmen jedoch auch die Unsicherheit über die künftige wirtschaftliche Entwicklung mit der Folge, dass Konsum und Investitionen eingeschränkt werden.
Einen Eindruck über die aktuelle Preis- und Wachstumsdynamik zeigen in dieser Woche der ISM-Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe, die PCE-Preisdaten für März sowie der April-Arbeitsmarktbericht. Nur wenn die wirtschaftliche Entwicklung sich deutlich abkühlt und es klare Anzeichen für einen nachlassenden Preisdruck gibt, dürfte die Fed über eine Zinssenkung am 7. Mai nachdenken, auch wenn Trump diese wohl vorher wieder vehement einfordern wird.