Das Quantitative Easing-Programm der EZB, das im Januar verkündet und im März gestartet wurde, ist keine graue Theorie mehr. Der Einfluss auf die Aktienmärkte ist bereits deutlich sichtbar, und auch längerfristig könnten die Kapitalmärkte einen starken Schub bekommen.
Kommentar von Richard Halle, M&G Investments
Mindestens 1,1 Billionen Euro, diese entsprechen etwa 11 Prozent des Bruttoinlandproduktes der Eurozone, wird die EZB insgesamt in die Märkte pumpen.
Die Ankündigung dieser enormen Liquiditätsanstrengung fiel zusammen mit sich merklich positiv entwickelnden europäischen Aktienmärkten. Allein in den ersten sechs Monaten dieses Jahres stieg der MSCI Europe Index um 13 Prozent. Und das trotz der Sorgen um Griechenland.
Niedriges Niveau der ausgewiesenen Unternehmensgewinne
Nach dem Anstieg an den Märkten haben europäische Aktien nun ein Kurs-Buchwert-Verhältnis von 1,8, was im Einklang mit ihrem langfristigen Durschnitt steht. Das aktuelle Kurs-Gewinn-Verhältnis auf 12-Monatssicht befindet sich dagegen bei 15,0 und ist damit deutlich höher als der langfristige Durchschnitt von 12,4. Aber das liegt vor allem an dem aktuell niedrigen Niveau der ausgewiesenen Unternehmensgewinne.
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Das QE-Programm der EZB dürfte im Laufe der nächsten Zeit noch mehr Einfluss gewinnen und die Aktienmärkte weiter beflügeln. Verglichen mit dem ausgelaufenen US-amerikanischen Fed-Programm ist das erreichte Wirtschaftswachstum in Europa zudem noch geringer. Außerdem kann gemäß Mario Draghi das EZB-Programm, falls sinnvoll, noch weiter ausgebaut werden.
Risiken steigen
Die europäische Aktienrallye hat Investoren dazu verführt, auf breiter Basis zu kaufen und indexnah in Exchange Traded Funds und passive Anlagen anzulegen. Jetzt sollten sie allerdings genauer auswählen, welche Einzelwerte sich auch zukünftig gut entwickeln werden, um weiterhin erfolgreich zu sein.
Obwohl einige Unternehmensbewertungen inzwischen über den langfristigen Durchschnittswert gestiegen sind, glauben wir daran, dass durch den QE-Rückenwind die Entwicklung noch weiter geht. Die Märkte stoppen selten bei durchschnittlichen Bewertungsniveaus.
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