Aber: Die große Rallye in solch kurzer Zeitspanne hat auch die Risiken substanziell erhöht. Da die schnellen, einfachen Aktiengewinne vorbei sind, spekulieren Anleger nun vermehrt, sind weniger wählerisch und riskieren damit geringere Erträge sowie höhere Volatilität.
Wir denken, dass viele Firmen, die traditionell eher risikoarm und daher auch als „Ersatz“ für Anleihen eingestuft werden – wie zum Beispiel Blue Chips aus den Bereichen Energie, Pharma oder Konsumgüter –, inzwischen ihre defensive Charakteristik verlieren.
Die allgemeine Rallye und die hohen Zuflüsse in indexnahe Strategien haben die Bewertungen überdurchschnittlich ansteigen lassen. Das Risiko dieser Aktien nimmt auch deshalb zu, weil sie sehr sensibel auf die Erwartung von Zinserhöhungen reagieren.
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Bottom-Up statt Gießkannenprinzip
Andererseits standen Value-Aktien mit weniger anleiheähnlichen Qualitäten bislang auch weniger im Rampenlicht. Ergebnis ist, dass die Bewertungsdifferenz zwischen dem teuersten und dem günstigsten Quartil des europäischen Aktienmarktes selten größer war. Diese wird sich unserer Meinung nach verringern. Für Value-Anleger zeigen sich damit interessante Möglichkeiten.
Der Bottom-Up-Ansatz ist deshalb dem bisherigen breiten „Gießkannenprinzip“ vorzuziehen. Anlageentscheidungen sollten jetzt auf der Basis von Fundamentaldaten einzelner Unternehmen getroffen werden.
Value-Aktien könnten die großen Gewinner eines erfolgreichen QE-Programmes in Europa werden. Unternehmen, die interne Herausforderungen stemmen oder wirtschaftlichen Gegenwind spüren, profitieren von der Verbesserung des makroökonomischen Umfelds und geringeren Kreditkosten.
Autor Richard Halle ist Manager des M&G European Strategic Value Fund der Investmentgesellschaft M&G Investments.
Foto: M&G Investments