Besonders zugespitzt war die Differenz von Growth- gegenüber Value-Aktien im Jahr 2020, als der MSCI World Growth den MSCI World Value um knapp 35 Prozentpunkte übertraf. Sowohl die relative Rendite als auch die relative Bewertung beider Stile erreichte extreme Ausmaße (siehe Grafik 1). Eine so starke Diskrepanz war in der Historie selten zu beobachten – und wenn, dann deutete sie in der Regel einen Paradigmenwechsel an.
Bei genauerem Hinsehen zeigt sich, dass die Growth-Outperformance bereits 2020 nur auf einigen wenigen Aktien beruhte. So legten die Unternehmen im MSCI USA Growth im Durchschnitt nur um 22 Prozent zu – deutlich weniger als der Index, der auf 43 Prozent kam. Ursache dafür war der steile Anstieg einiger weniger Large-Caps, die im Index besonders viel Gewicht haben. Gleichzeitig entwickelten sich einige Value-Werte besser als Wachstumsaktien (siehe Grafik 2). Eine differenzierte Betrachtung lohnt sich also.
Value-Rally seit Anfang 2021 lenkt Kapitalströme um
Im ersten Quartal 2021 machte Value weiter Boden gut, und diese Entwicklung gewinnt an Breite. Das bedeutet, dass nicht mehr nur einzelne Werte oder Segmente besser laufen als Growth, sondern auch der Value-Markt insgesamt. So betitelt das Analysehaus Morningstar seinen Bericht zur Entwicklung des europäischen Aktienmarktes im März: „Rotation von Growth zu Value geht weiter“. Morningstar verweist zur Begründung unter anderem auf die wirtschaftliche Erholung von Branchen wie dem Automobilsektor, die eher dem Value-Spektrum zugeordnet werden.
Gleichzeitig nehmen die Kapitalströme in Richtung zyklischer Value-Aktien zu – beflügelt vom Fortschritt der Corona-Impfkampagnen, die ein Ende der Lockdowns zur Eindämmung der Pandemie und eine wirtschaftliche Erholung in Aussicht stellten. Der Markt für börsengehandelte Indexfonds (auf Englisch: Exchange Traded Funds, kurz ETFs) und andere börsengehandelte Produkte spiegelt dies gut wider. Dort erreichten die Nettozuflüsse in Value-ETFs BlackRock zu- folge im ersten Quartal 11,4 Milliarden Dollar, mehr als je zuvor innerhalb eines Quartals. Vor allem im März zogen die Value-Investments demnach deutlich an (siehe Grafik 3).