Besonders attraktiv sind dabei europäische Investment-Grade-Anleihen: Europäische Papiere bewegen sich wieder auf ihren historischen Mittelwert zu und bieten allmählich höhere Renditen ab als vergleichbare US-Papiere. Diese positive Entwicklung wird durch solide Fundamentaldaten, erste Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank (EZB) und Bank of England (BoE) sowie eine anhaltend hohe Nachfrage begünstigt. Auch High-Yield-Anleihen profitieren vom günstigen Wirtschaftsumfeld. Schwellenländeranleihen bieten attraktive Renditen, bergen aber im Kontext der US-Geldpolitik auch Risiken.
Konjunkturschwäche ermöglicht Zinssenkungen
„Trotz der schwächeren Signale wuchs die Wirtschaft in wichtigen Märkten im Juni stärker als erwartet. In Großbritannien und im Euroraum liegt das Wachstum jedoch weiterhin deutlich unter dem Vor-Pandemie-Trend“, sagt Kelly Gemmell, Head of Fixed Income Product Specialism bei Vanguard Europe. Diese Konjunkturschwäche, insbesondere in den USA, eröffnet Spielraum für mögliche Zinssenkungen, was im Juli zu steigenden Kursen an den Anleihemärkten der Industrieländer führte.
Rückgang der Staatsanleihenrenditen in Industrieländern
Die Reaktion der Märkte zeigte sich auch in den Staatsanleihenrenditen, die im Juli in den meisten Industrieländern sanken. US-Treasuries mit zwei- und zehnjähriger Laufzeit notierten zum Monatsende um 50 bzw. 37 Basispunkte niedriger, während äquivalente deutsche Bundesanleihen um 30 bzw. 20 Basispunkte fielen. Auch in Großbritannien gingen die Renditen um 40 bzw. 20 Basispunkte zurück.
Positive Aussichten für Unternehmensanleihen
„Die Risikoaufschläge für Unternehmensanleihen sind stabil und deuten weiterhin auf eine weiche Landung hin“, erklärt Gemmell. „In den kommenden Quartalen erwarten wir steigende Umsatz- und Gewinnwachstumszahlen“. Die Entscheidung der EZB und BoE, nach dem rasanten Zinserhöhungszyklus ihre Zinsen wieder zu senken, trägt zusätzlich zu den attraktiven Renditen zur anhaltend hohen Nachfrage nach Unternehmensanleihen bei. “ Die Emissionsvolumen haben inzwischen die Marke von 70 Prozent der Prognosen für das laufende Jahr überschritten“, so Gemmell. „Für die kommenden Monate rechnen wir nur noch mit moderaten Neuemissionsvolumen.“ Trotz zwischenzeitlicher Rückgänge aufgrund politischer Risiken in Europa blieben die Mittelzuflüsse positiv. „Die positiven Fundamentaldaten haben sich letztendlich als ausschlaggebend erwiesen“, resümiert Gemmell.
Europäische Investment Grade-Anleihen übertreffen US-Pendants
Besonders attraktiv entwickeln sich europäische Unternehmensanleihen mit Investment Grade, die zunehmend höhere Renditen als ihre US-Pendants bieten. Mehr als die Hälfte der STOXX600-Unternehmen legte im Juli ihre Ergebnisse für das zweite Quartal vor. „Insgesamt lagen die Umsätze leicht unter den Erwartungen, die Gewinne dagegen über den Erwartungen, wobei die positiven Überraschungen überwogen“, stellt Gemmell fest. Besonders in defensiven Sektoren wie Versorgern und Gesundheitsunternehmen sowie Finanz- und Technologieunternehmen konnten die Erwartungen übertroffen werden. Im Gegensatz dazu verfehlten Hersteller zyklischer Konsumgüter, wie der Luxusgüterhersteller Kering, die Gewinnerwartungen deutlich und senkten ihre Prognosen.
High-Yield-Markt bleibt herausfordernd
Während die Märkte für Investment-Grade-Unternehmensanleihen positive Signale senden, bleibt Vanguard im High-Yield-Segment vorsichtig. „Wir sehen weiterhin Risiken am High-Yield-Markt, zumal die Spreads von einem sehr niedrigen Niveau aus steigen und High-Yield-Anleihen stärker als der Investment-Grade-Markt von saisonalen Liquiditätsrückgängen in den Sommermonaten betroffen sind“, so Kelly Gemmell. Trotz dieser Vorsicht gibt es positive Entwicklungen: „Dank des günstigen wirtschaftlichen Umfelds überwiegen in diesem Jahr die ‚Rising Stars‘ gegenüber den ‚Fallen Angels‘. Das technische Umfeld profitiert zudem von dem mangelnden Angebot.“
Optimistischer Ausblick für Schwellenländeranleihen
Auch bei Schwellenländeranleihen bleibt Vanguard optimistisch.
„Diese sehen wir dank attraktiver Renditen weiterhin positiv, allerdings sind die Bewertungen insgesamt angespannt, zudem bestehen Risiken durch die US-Geldpolitik“, fasst Kelly Gemmell zusammen.