Vema-Vorstand: Warum die PKV nicht immer besser ist – und dennoch Vorteile bietet

Dr. Johannes Neder, Vorstand Vema
Foto: VEMA
Dr. Johannes Neder: "Also alles super mit der PKV? Nein, aber was ist schon perfekt."

Eine Studie von Premiumcircle zeigt: Die PKV ist nicht pauschal besser als die GKV. Medien griffen das auf und übten Kritik an der PKV. VEMA-Vorstand Dr. Johannes Neder wirbt für mehr Differenzierung in der Debatte um Gesundheitsversorgung.

Fakt ist, die jüngste Studie des Analysehauses PremiumCircle hat für Aufsehen gesorgt: Einige Tarife der privaten Krankenversicherung (PKV schneiden schlechter ab als die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) – so die Kernaussage, die von vielen Medien dankbar aufgegriffen wurde. Doch ist das Bild wirklich so eindeutig? Dr. Johannes Neder, Vorstand der VemaVersicherungsmakler Genossenschaft, sieht das differenzierter.

Zwar verweist die Studie zu Recht auf konkrete Leistungslücken in manchen PKV-Tarifen, doch stellt sie damit nicht das ganze System der privaten Krankenversicherung infrage. „Die pauschale Aussage, dass die PKV der GKV in jedem Fall überlegen sei, ist sicher falsch – aber genauso falsch ist die Umkehrung“, betont Neder. Denn während die GKV ein einheitliches Leistungspaket vorgibt, bietet die PKV Auswahl, Gestaltungsspielraum und Selbstbestimmung.

PKV ist kein Einheitsmodell – sondern Wahlfreiheit

Ein zentraler Unterschied zwischen gesetzlicher und privater Absicherung sei die Flexibilität, so Neder: In der PKV kann sich jeder Versicherte den Tarif wählen, der zu den eigenen Bedürfnissen und finanziellen Möglichkeiten passt – mit mehr oder weniger umfangreichen Leistungen. In der GKV hingegen gebe es kaum relevante Unterschiede zwischen den Kassen. Wer gesetzlich versichert ist, muss nehmen, was das Sozialgesetzbuch vorgibt – Reformen inklusive.


Das könnte Sie auch interessieren:

Und diese Reformen haben es laut Neder in sich. Als Beispiel nennt er das Jahr 1996, als der GKV-Zuschuss für Zahnersatz für viele Geburtsjahrgänge gestrichen wurde. Die private Krankenversicherung reagierte darauf mit Zusatztarifen – während gesetzlich Versicherte auf einmal auf sich allein gestellt waren. „Stabilität und Planungssicherheit gehen ander“, sagt der Vema-Vorstand.

GKV: Sicherheit nur bis zur nächsten Reform

Neder sieht die Dynamik der GKV kritisch: Steigende Zusatzbeiträge, Sozialabgabenbelastung für Arbeitgeber, der Druck auf die Finanzierung – all das könne in der Zukunft zu neuen Leistungskürzungen führen. Erst kürzlich sei er Zusatzbeitrag der GKV bei allen Kassen massiv angehoben worden, Arbeitgeber klagen über die Sozialabgabenbelastung. „Wer garantiert den Versicherten denn, dass nicht wieder ein großer Leistungscut vorgenommen wird, um die Lage wieder in den Griff zu bekommen?“, fragt Neder. Eventuell werde die Psychotherapie als immer größer werdender Kostenblock ausgemacht und gestrichen. „Und ganz plötzlich ist der PKV-Tarif, der eben noch dafür kritisiert wurde, dass er schlechter als die GKV leistet, die viel bessere Wahl“, so Neder.

Demgegenüber bietet die PKV vertraglich zugesicherte Leistungen, die ein Leben lang Bestand haben – wenn der Vertrag nicht aktiv verändert wird. „Was heute vereinbart wurde, gilt auch noch in 30 Jahren“, so Neder.

PKV stützt das Gesundheitssystem – besonders auf dem Land

Neben der individuellen Absicherung sieht Neder noch einen weiteren wichtigen Aspekt der PKV: ihren Beitrag zum Erhalt der medizinischen Infrastruktur. Vor allem Landärzte profitierten stark von den höheren Honoraren durch Privatpatienten. Eine Studie des PKV-Verbands zeigte 2023, dass niedergelassene Ärzte durch Privatpatienten teils über 90.000 Euro Mehrumsatz pro Jahr erzielen – ein wirtschaftlich entscheidender Faktor, besonders im ländlichen Raum.

Beratung ist entscheidend

„Also alles super mit der PKV? Nein, aber was ist schon perfekt?“, fragt der Vema-Vorstand: Die PKV sei nicht für jeden ideal – aber sie sei weit besser als ihr Ruf, meint Neder. Wie bei einem Auto komme es auf den Verwendungszweck an: „Mit einer S-Klasse kann man keine Waschmaschine transportieren – trotzdem ist es in vielen Bereichen ein tolles Fahrzeug.“

Online genug Wissen zu finden, um einem Fachmann wichtige Fragen zu stellen, sei keine Raketenwissenschaft. Daher stelt sich vielleicht lediglich die Frage, wer wirklich von der „Erkenntnis“ der Studie benachteiligt wurde und weshalb. „Wer nicht glaubt, Versicherungen einfach so online selbst machen zu können und stattdessen auf die Beratung durch einen soliden, fachlich versierten Versicherungsmakler setzt, dessen Chancen stehen gut, keine böse Überraschungen zu erleben zu müssen – in allen Versicherungssparten“, lautet das Fazit von Neder.

Weitere Artikel
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments