Wen wollen Sie mit dem neuen Konzept ansprechen?
Coenen: In einem ersten Schritt stehen private Hunde- und Pferdhalter im Fokus. In der nächsten Ausbaustufe werden wir Versicherungslösungen für Katzenliebhaber anbieten. Nach und nach werden wir unsere Produktstrategie für alle unsere privaten und gewerblichen Zielgruppen übernehmen.
Das ist die Absicherung landwirtschaftlicher Betriebe, klein- und mittelständischer Unternehmen des ländlichen Raums, der Jägerschaft und zum Beispiel die Absicherung von Freunden historischer Landmaschinen.
Wo liegen für Vermittler und den Vertrieb die besonderen Herausforderungen im Geschäft mit landwirtschaftlichen Betrieben?
Coenen: Rein organisatorisch muss ein Vermittler wissen, wann ein Landwirt Arbeitsspitzen hat und wann er ansprechbar ist. Wenn die Saat ausgebracht oder die Ernte eingefahren wird, freut er sich nur, seinen Versicherungsfachmann zu sehen, wenn er Unterstützung im Schadensfall benötigt. Ansonsten ist Landwirtschaft nicht gleich Landwirtschaft.
In der Viehzucht bestehen andere Risiken als in einem reinen Ackerbaubetrieb. Dementsprechend muss eine Betriebshaftpflicht ausgestaltet sein. Die Landwirtschaft ist zudem sehr kapitalintensiv. Beim Melken kommen teure Maschinen zum Einsatz, in den Hallen lagern Vorräte und die Ernte.
Auf den Feldern arbeiten moderne Arbeitsmaschinen. Daher muss eine Wertermittlung gründlich vorgenommen werden. Pauschaldefinitionen sind hier nicht ausreichend. Dabei ist auch zwischen Neuwert und Zeitwert des Inventars deutlich zu unterscheiden. Gerade hier gibt es im Schadensfall die größten Schwierigkeiten.
Die digitale Transformation hat eine Reihe von digitalen Versicherern auf den Markt gebracht. Können Sie etwas von den Newcomern lernen?
Coenen: Als traditioneller Versicherer lernen wir viel von den Newcomern. Sie brennen dafür, etwas Neues zu schaffen, neu zu denken und die Dinge nicht nur anders zu sehen, sondern auch anders zu tun. Das ist die Herausforderung für uns alle. Ein digitaler Versicherer wird nicht über Nacht entwickelt und schon gar nicht von der IT.
Er entsteht erst einmal in den Köpfen der Mitarbeiter. Sie müssen mitgenommen werden, damit die Bereitschaft entsteht, Neues zu wagen und es am Ende „einfach zu machen“.Mitnehmen können wir von den Newcomern deren Mut, ihre Begeisterung und die stringente Herangehensweise.
Versicherungsvertrieb, Beratung und Produktentwicklung werden immer digitaler. Braucht es vor diesem Hintergrund in Zukunft noch Vermittler? Und wie unterstützen Sie als GHV Ihre Partner in diesem digitalen Zeitenwandel?
Coenen: Nicht die Beratung wird digitaler, sondern die Prozesse daneben und dahinter. Der Vermittler muss weiterhin beim Kunden mit Persönlichkeit und Individualität präsent sein. Die große Kunst ist, beides zu nutzen und miteinander zu verknüpfen – zum Vorteil des Kunden.
Um sich als unverzichtbarer Berater in der komplexen Materie Versicherung zu positionieren. Natürlich unter Ausnutzung aller technischen Möglichkeiten. Und diese Möglichkeiten schaffen wir auf der GHV-Cloud – einen volldigitalen Versicherer.
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