Wie radikal ist der Umbruch, den die Branche derzeit erlebt und wie gehen Sie die strategische Herausforderungen der digitalen Transformation an?
Coenen: Wie radikal die Auswirkungen sein werden, kann im Moment sicher noch keiner sagen. Schließlich führen technische Errungenschaften nicht nur zu vorstellbaren Möglichkeiten, sondern auch zu Entwicklungen, an die vorher niemand gedacht hat. Egal, wie die Veränderungen am Ende aussehen, die größte Herausforderung ist das Mitgehen der Menschen, die diese Prozesse begleiten und umsetzen.
Sich auf neue Arbeitsweisen und Prozesse einlassen, sie mittragen, neu denken und Chancen erkennen. Neben der richtigen Einstellung zum Veränderungsprozess wird die richtige Balance zwischen persönlichem Kontakt und dem digitalen Prozess im Hintergrund immer wichtiger.
Die GHV selbst wird mittelfristig voll digital aufgestellt sein mit EINER kompakten, umfassenden IT-Lösung, die alle Nutzergruppen bedienen kann.
Ihre digitale Transformation trifft auf traditionsbewusste Kundenkreise. Wie digital ist Ihr Kundenkreis und wollen und können Landwirte auf den persönlichen Ansprechpartner verzichten?
Coenen: Zukunft braucht Herkunft. Unter konservativ versteht man das Bewahren von Bewährtem. Dabei gleichzeitig aber auch offen für Neues zu sein. Und genau das tut der heutige Landwirt. Er lebt die moderne Landwirtschaft und nutzt die vielfältigen Vorteile der Digitalisierung.
Informationen über den Gesundheitsstand seiner Tiere sieht der Landwirt auf seinem Smartphone. Die digital gesteuerte Ausbringung von Dünger berücksichtigt den pflanzenspezifischen Nahrungsbedarf, wobei gleichzeitig eine Dokumentation über die Maßnahme erfolgt. Tradition und Digitalisierung stehen nicht in Konkurrenz zueinander, sie ergänzen sich.
So muss es auch mit der persönlichen Beratung sein. Im Prinzip kann niemand auf einen persönlichen Ansprechpartner verzichten. Mit Empathie, Sachverstand und seinem lokalen Netzwerk hat der persönliche Berater stets einen Wettbewerbsvorsprung gegenüber Technik und Maschine. Auf die Menschen kommt es an. Davon bin ich überzeugt.
Das Interview führte Jörg Droste, Cash.
Foto: GHV