Veränderung der Globalisierung schafft Anlagechancen

Foto: Merck Finck
Robert Greil, Merck Finck

Nach Jahren zunehmender Globalisierung dürfte die weltweite Vernetzung der Wirtschaft künftig langsamer verlaufen. In einigen Teilen wird die globale Verteilung von Lieferketten zurückgefahren werden. Robert Greil, Chefstratege bei Merck Finck, zu den Folgen für Anleger.

Nach Jahren zunehmender Globalisierung dürfte die weltweite Vernetzung der Wirtschaft künftig langsamer verlaufen. In einigen Teilen wird die globale Verteilung von Lieferketten zurückgefahren werden.

Kein Ende, nur Verlagerung

Das Ende der Globalisierung ist das aber nicht – vielmehr eine Verlagerung auf eine andere Ebene: Der Handel innerhalb der großen Wirtschaftsregionen – Europa, Nordamerika und Asien – wird in dem kommenden zehn Jahren spürbar zunehmen. Getrieben vom Bedürfnis nach größerer wirtschaftlicher Autarkie werden sich die Staaten in Nordamerika, Europa und Asien innerhalb ihrer eigenen Wirtschaftsräume noch stärker vernetzen.

Das Streben nach größerer Unabhängigkeit von anderen Wirtschaftsräumen folgt sowohl dem politischen Motiv, die heimische Wirtschaft zu stärken, als auch der betriebswirtschaftlichen Logik, mit kürzeren Lieferketten weniger anfällig für Störungen des globalen Handels zu sein – sei es wegen einer Pandemie oder wegen möglicher politischer Verwerfungen. Das Ergebnis jedenfalls wird sein: Mehr Handel und engere Vernetzung innerhalb der großen Wirtschaftsräume – sprich eine multipolare Welt.

Getrieben wird dieser Trend in Asien vor allem von China, dessen aktueller Fünfjahresplan vor allem eine Stärkung der Binnennachfrage vorsieht. Im Bereich der Produktion will man geschlossenere Lieferketten aufbauen.

Die Neuordnung der Lieferketten dürften die USA auch unter ihrem neuen Präsidenten Joe Biden weiter forcieren. Dessen Motto „Buy American“ zeigt zudem, wohin die Reise geht. In Europa befördert vor alle die Erfahrung mit der Covid-Pandemie den Gedanken, die standortnahe Produktion zu stärken und damit Produktionsabläufe auch in schwierigen Zeiten zu sichern.

Bisherige Gewinner werden verlieren

Diese Neuordnung wird nicht ohne Auswirkungen auf die Kapitalanlage bleiben. Bisherige Gewinner der Globalisierung könnten künftig zu den Verlierern zählen. Neben den Risiken bestehen allerdings auch Chancen. Denn Anlegern eröffnet die Entwicklung neues Investitions- und Diversifikationspotenzial über geografische Regionen hinweg.

Aktien und Anleihen aus Schwellenländern

Chancen sehen wir vor allem für Aktien und Anleihen aus den Schwellenländern, allen voran aus China, das als wirtschaftliches Zentrum Asiens im Mittelpunkt desjenigen Wirtschaftsraums mit dem größten Wachstumspotenzial steht. Unternehmen, die von starken Binnenmärkten in Asien profitieren, sollten sich daher langfristig besonders gut entwickeln.

Da sich das Investmentuniversum ausweitet und sich zugleich die wichtigen Wirtschaftsregionen voneinander tendenziell entkoppeln, dürften Investments in unterschiedliche Regionen zudem stärker diversifizierend als in der Vergangenheit wirken. Ein potentieller Gewinner ist auch das Klima: Denn der Rückgang des globalen Handels führt zu kürzeren Transportwegen und damit zu geringeren Emissionen.

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