Der ZIA fordert, die Philosophie der geplanten europäischen Gebäudeeffizienzrichtlinie (EPBD) im Kern auf die Taxonomie, also den gesetzlichen Maßstab für „grüne“ Investitionen, zu übertragen und damit mehr Kapital in die Bestandssanierung zu lenken.
Hintergrund: Die EPBD ist eine Art europäisches Heizungsgesetz, das gerade unter den EU-Institutionen verhandelt wird („Trilog“). Sie ist nach derzeitigen Plänen so angelegt, dass die Sanierung der energetisch am schlechtesten sanierten Gebäude („worst performing buildings“) den größten Beitrag beim Energieeinsparen leisten soll.
„Taxonomiekonform“, also dem höchsten Nachhaltigkeits-Level entsprechend, sind nach den bestehenden EU-Vorschriften hingegen nur Gebäude, die (unter anderem) sehr hohen energetischen Anforderungen entsprechen oder auf dieses Level aufgewertet werden. Bei vielen älteren Häusern ist es jedoch nicht oder nicht mit wirtschaftlich vertretbarem Aufwand möglich, sie auf dieses Niveau zu heben. Damit fallen für die allermeisten institutionellen Investoren und deren Milliarden ausgerechnet die Gebäude mit dem höchsten CO2-Ausstoß als potenzielle Investitionsobjekte aus, weil sie nur taxonomiekonform investieren wollen.
Schenk: „Da geht mehr, viel mehr“
„Die bisherige Taxonomie lenkt Kapitalströme in Gebäude, die aufgrund der Bauanforderungen besonders energiesparend und emissionsarm sind“, erklärt ZIA-Vizepräsident Jochen Schenk. Investoren zögen also genau die Projekte vor, die ohnehin klimafreundlich sind. Schenk: „Da geht mehr, viel mehr.“ Um den CO2-Ausstoß maßgeblich zu senken, müsse das Augenmerk verstärkt auf den Bestand gerichtet werden. Genau diesen „Worst-first“-Ansatz verfolge die EPBD, die ab 2024 starten könnte.
Die Verbesserung eines Gebäudes von der Energieklasse G auf F bringt dem ZIA zufolge etwa doppelt so viel wie von B auf A. Mit vergleichsweise geringem Aufwand ließen sich ineffiziente Gebäude energetisch deutlich upgraden – zum Beispiel auf ein C. Für Taxonomiekonformität reicht das aber nicht aus. „Die Ausrichtung der bisherigen Taxonomie bewirkt hier also eine Fehllenkung“, sagt Schenk. „Denn leider fehlt es für privates Kapital an Anreizen, in das Renovieren im Bestand zu investieren.“ Bestehende und zukünftige Reporting-Anforderungen könnten „diese Zurückhaltung noch verstärken“.
Taxonomie könnte „ein entscheidender Hebel“ werden
Eine überarbeitete Taxonomie könnte aus Sicht des ZIA-Vizes ein entscheidender Hebel werden, um mehr zu verändern: „Nur, wenn große Verbesserungen eines Gebäudebestandes auch als taxonomiekonform klassifiziert werden, werden hierfür privates Kapital und Bankfinanzierung zur Verfügung stehen.“ Andernfalls sei zu erwarten, dass immer mehr bestehende Gebäude abgerissen und durch teure Neubauten ersetzt werden. „Das treibt nicht nur den CO2-Ausstoß, sondern bedeutet am Ende auch einen Rückgang beim bezahlbaren und günstigen Wohnraum“, so Schenk.
Der ZIA hat deshalb im Rahmen eines EU-Dialogs vorgeschlagen, Gebäude, die durch Renovierungen eine 50-prozentige Senkung ihres Primärenergiebedarfs erreichen, übergangsweise als taxonomiekonform zu klassifizieren – unabhängig von dem damit erreichten Energie-Level. „50 Prozent an Primärenergie-Einsparung durch Renovierungsmaßnahmen wäre ein erheblicher Fortschritt und rechtfertigte eine Taxonomie-Qualifizierung des Gebäudes“, erklärt der Initiator dieses Modells, ZIA-Geschäftsführer Dr. Joachim Lohse.
Schenk: „Nur, wenn die EU zügig die widersprüchlichen Vorgaben angleicht und bei der Taxonomie Anreize für maßgebliche Renovierungen setzt, werden wir die ehrgeizigen Ziele der Immobilienwirtschaft beim Primärenergie-Einsparen sowie den Erhalt von bezahlbarem Wohnraum erreichen.“ Der ZIA steht dazu nach eigenen Angaben seit vielen Wochen im engen Dialog mit der EU-Kommission.