Müller sprach von einem Trauerspiel: „Es werden von der Versicherungswirtschaft Produkte verkauft, die nur wegen der Riester-Förderung einigermaßen lukrativ sind, aber ansonsten viel zu unrentierlich.“ Immer mehr Kunden entschieden sich, Verträge nicht weiter zu besparen.
Private Vorsorge müsse effizient und möglichst kostenarm sein. „Jedes Zehntel Prozentpunkt Kosten ist über 30, 40 Jahre ein Renditekiller und produziert nachher nur Enttäuschung“, sagte der vzbv-Chef. Eine Umstellung auf aktienbasierte Modelle sei vernünftig, dies zeigten Untersuchungen der Stiftung Warentest, von Forschungsinstituten und Erfahrungen im Ausland: „Wenn ich 25, 30, fast 40 Jahre Zeit habe, dann ist es unter dem Strich das renditestärkste und auch das sicherste Produkt, was momentan verfügbar ist.“
Die Verbraucherzentralen werben seit längerem für ein staatlich organisiertes Standardprodukt und haben ein Konzept für eine „Extrarente“ vorgelegt. Arbeitnehmer sollen demnach automatisch über ihren Arbeitgeber in die Vorsorge einzahlen – es sei denn, sie widersprechen. Ein öffentlicher Träger soll dann über Ausschreibungen Fondsmanager beauftragen, das Geld am Kapitalmarkt anzulegen. So soll auf Vertriebskosten und Provisionen verzichtet werden können.
Müller sagte, es müsse einen Vertrauensschutz für laufende Riester-Verträge geben. Der Staat müsse sich an Förderzusagen über die nächsten Jahrzehnte halten. Nötig sei aber auch eine Wechselgarantie. „Jemand, der bisher mit Riester gespart hat, muss die Chance haben, in dieses Standardprodukt wechseln zu können.“
„Man darf nicht naiv sein“
Der Verbraucherschützer nannte es „einen Riesenschritt nach vorn“, dass CDU/CSU, FDP, Grüne und SPD sich in den Wahlprogrammen für ein neues und besseres Vorsorgeangebot für Verbraucher einsetzten. „Es gibt Unterschiede im Detail, aber im Ziel ähnliche Vorstellungen.“
Müller betonte zugleich vor allem mit Blick auf Menschen mit knappem Geldbeutel: „Man darf nicht naiv sein. Die gesetzliche Rente ist für alle Menschen die Basisabsicherung.“ Sie müsse die starke Säule der Altersvorsorge bleiben und noch gestärkt werden, insbesondere für Verbraucher im Niedriglohnsektor.
GDV widerspricht
Widerspruch zur Forderung von Verbraucherzentrale-Vorstand Klaus Müller nach einem Neustart in der privaten Altersvorsorge kommt vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft.
Jörg Asmussen, GDV-Hauptgeschäftsführer hält die Riester-Rente für reformbedürftig. „Aber sie ist reformierbar.“ Dazu habe der GDV konkrete Vorschläge gemacht, zum Beispiel eine vereinfachte Förderung und eine Absenkung der Beitragsgarantie.
„Die Riester-Rente ist und bleibt ein attraktives Produkt der privaten Altersvorsorge – besonders für Familien mit Kindern und Menschen mit niedrigen Einkommen. Andere Gruppen wie etwa Facharbeiter sind in der betrieblichen Altersversorgung besser aufgehoben“, sagt Asmussen
Vor diesem Hintergrund sind und bleiben wir gesprächsbereit mit Blick auf ein einfaches und kostengünstiges Standardprodukt. Beim Vertrieb schwebt der Branche ein Nebeneinander vor: „Es soll sowohl der rein digitale Zugang zum Produkt als auch der Zugang zu einer persönlichen Beratung und Betreuung im Sinne einer ganzheitlichen Altersvorsorge möglich sein. Damit entscheidet der Kundenwunsch, was nachgefragt wird, und die Versicherungsunternehmen entscheiden, was sie anbieten.“ (dpa-AFX)/rc