So sei rund jedes fünfte Unternehmen in Sorge wegen der Preisexplosion für Rohstoffe und Vorprodukte. „Es drohen Produktionsausfälle und teilweise Betriebsschließungen. Auch der Stress in den Lieferketten hat wieder deutlich zugenommen. Das alles belastet die konjunkturelle Entwicklung,“ so Mertens.
Auch der Blick auf die global so wichtige US-Konjunktur zeige eine stark steigende Rezessions-Angst. Die neusten Zahlen am US-Arbeitsmarkt ließen zwar Optimismus vermuten, doch das sei trügerisch, stellt Mertens fest: „Im März sind in den USA zwar deutlich mehr Jobs geschaffen worden, durch die Pandemie ist aber die Anzahl der verfügbaren Arbeitskräfte stark gesunken. Es herrscht also ein heftiger Personalmangel.“
Auch sei der US-Notenbank die Inflation längst entglitten und hätte zuletzt ein Vierzigjahreshoch von 7,9 % erreicht. Da der Ukrainekrieg und die Sanktionen gegen Russland viele Rohstoffpreise weiter verteuert hätten, dürfte sich die Preisschraube also weiterdrehen. Ungünstige Vorzeichen kämen auch von der Zinsseite, da sich die US-Zinsstrukturkurve kurzzeitig umgekehrt hätte. Dies sei meist ein Signal für eine kommende Rezession. Einen Grund zur Panik sieht Mertens jedoch nicht. Das reale Zinsumfeld sei immer noch sehr zuträglich und dürfte es noch einige Zeit bleiben. Auch der Realzins liege in den USA immer noch bei rund -5 %, dem niedrigsten Stand der jüngsten Geschichte: „Rezessionen geht meist ein Überschuss an Lagerbeständen voraus“, erklärt Mertens. „Im Moment sehen wir eher das genaue Gegenteil.“
Entscheidend sei vielmehr das Vorgehen der Geldpolitik, da weitere Zinsschritte folgen dürften, möglicherweise sogar um 0,5 %. Christoph Mertens beschwichtigt: „Es besteht noch kein Grund zu übertriebener Sorge. Der Beginn von US-Zinszyklen war in der Vergangenheit meist ein gutes Umfeld für die Aktienmärkte. Erst wenn sich die Zinskurve für längere Zeit umkehrt, ist das Aktienengagement zu überprüfen und die Portfolien müssen angepasst werden.“ Davon sei erst 2023 auszugehen.