Wo setzen Sie im Einzelnen an, um die Sachversicherung bis 2014 fit zu machen?
Angesichts der Niedrigzinsphase arbeiten wir im Sinne der Profitabilität an drei Hebeln: Durch intelligente Produktansätze müssen wir zusätzliches Wachstum auf der Beitragsseite generieren. Hinzu kommt ein modernes Schadenmanagement, das bei uns eine hohe Priorität genießt. Von einem schnell bezahlten Schaden profitiert im Übrigen auch der Kunde.
Das dritte Thema sind die Kosten – das hat viel mit Technologie zu tun: Wir sind beispielsweise gerade dabei, ein neues IT-System einzuführen, um unsere Kostendeckungspotenziale auch tatsächlich zu realisieren.
Alle drei Eckpunkte sind Bestandteil unseres Zukunftsprogramms Sachversicherung. Wir sind damit bereits seit zwei Jahren unterwegs und erreichen wirklich schöne Erfolge.
Sie gelten als Verfechter einer fortschreitenden Digitalisierung. Wie bilden Sie dies möglichst konfliktfrei in Ihrem Vertriebswegemix ab, der neben der Vermittlerschaft auch aus dem Direktvertrieb besteht?
Ich sehe keinen Konflikt zwischen der fortschreitenden Digitalisierung und der Vermittlerschaft – ich halte das für recht konstruiert. Die Digitalisierung hält überall Einzug und ich glaube, dass alle Vermittler gut beraten sind, dies als Chance zu begreifen. Unser Haus tut dies schon lange.
Ich gebe Ihnen ein paar Beispiele: Wir haben sehr attraktive Webseiten für unsere Vermittler geschaffen und wir unterstützen sie auch bei ihrer Social-Media-Präsenz. An einem guten Tag schauen sich über 100.000 Menschen unsere Angebote im Internet an und davon können natürlich auch unsere Vermittler Kapital schlagen.
Fürchten Sie nicht, dass Ihnen die Direktversicherer verstärkt Marktanteile abjagen werden, weil sie am ehesten dem Nutzungsverhalten der jungen Menschen entsprechen?
Diese Sorge teile ich nicht. Hierzu muss man sich nur einmal die Marktanteilsbewegungen der letzen Jahre anschauen. Richtig ist, dass sich das Kundenverhalten fundamental verändert hat und mobiles Internet eine immer wichtigere Rolle spielt.
Darauf haben wir reagiert, indem wir das Online-Portal „Meine Allianz“ geschaffen haben. Es bietet eine Möglichkeit, alle Verträge, Informationen zu diesen Verträgen, Schadenstandsanzeigen und individuelle administrative Tätigkeiten direkt am Computer zu erledigen. Das ist etwas, was zunehmend die Lebenswirklichkeit unsere Kunden abbildet.
Ich möchte aber noch einmal betonen, dass dies nicht zulasten des Kontakts zum Vermittler geht – ganz im Gegenteil: Das Portal ergänzt den Kontakt zum Vermittler. Zudem ist es wichtig, dass Versicherer im Internet präsent sind, um Kunden bei der Vorbereitung auf das Beratungsgespräch zu unterstützen.
Was macht Sie so sicher, dass sich die Formel „Information im Internet, Abschluss beim Berater“ nicht zu einem „Information und Abschluss im Internet“ verkürzt?
Ich bin davon überzeugt, dass ein komplizierter Bereich wie die Versicherungsberatung immer eine menschliche Komponente braucht. Es gibt nur ganz wenige Produkte, etwa im Kfz-Haftpflichtbereich, wo die menschliche Beratungsleistung durchaus verzichtbar ist. Bei einem Altersvorsorgeprodukt hingegen – mit einem jahrzehntelangen Ansparvorgang – ist ganz einfach jeder gut beraten, mit einem Experten zu sprechen.
Interview: Lorenz Klein
Foto: Allianz