Start-ups drängen massiv in den Versicherungsmarkt, doch ob sie eine Bedrohung oder eine Chance für die Branche und den Versicherungsvertrieb darstellen, scheint noch immer nicht ganz ausgemacht.
Die Geschäftsmodelle der Insurtechs höhlen die Wertschöpfung der Versicherer aus, auch wenn sie deren Existenz noch nicht grundlegend gefährden – so lautet das eher pessimistische Fazit einer gemeinsamen Studie der Managementberatung Oliver Wyman und dem Zweitmarktanbieter Policen Direkt.
In der Verharmlosung des Phänomens „Insurtech“ liege ein erhebliches Risiko, warnen die Autoren der Studie. Häufig komme es in digitalen Geschäftsmodellen zu Oligopol- oder gar Monopolsituationen, berichten die Autoren und verweisen auf die Beispiele Google für Suchmaschinen und Facebook für soziale Netze. Ist dies der Fall, könnten die neuen Modelle „perspektivisch so viel Wertschöpfung abziehen, dass es für viele der traditionellen Unternehmen gefährlich wird“.
Frischer Wind in der Branche
Doch es gibt auch eine andere Sichtweise. So findet Dr. Andreas Eurich, Vorstandschef der Barmenia, dass Insurtechs für frischen Wind in der Branche sorgen. Sie hätten einen längst überfälligen Strukturwandel in der Versicherungswirtschaft ausgelöst, befeuert von kühnen Wachstumsphantasien, frischem Wagniskapital und einer Menge Gründergeist.
„Heute nimmt man den Kunden wieder mehr ins Visier und versucht Prozesse zu etablieren, die sowohl für den Vertrieb als auch den Kunden einfach gestaltet sind“, sagt Eurich.
Die Verdrängungsgefahr durch Insurtechs betrifft aus seiner Sicht vor allem den Versicherungsvertrieb. „Ich sehe den herkömmlichen Vertrieb aber trotzdem weiterhin bestehen“, zeigt er sich optimistisch. Seiner Ansicht nach werden vor allem die technisch-affinen Vertriebspartner immer wichtiger für die Kunden, weil sie einen Mehrwert im Vergleich zur reinen Online-Beratung bieten können.
„Kunden werden die beratungsintensiven Produkte durch neue technische Möglichkeiten nicht automatisch besser verstehen. Hier ist weiterhin die Kompetenz einer persönlichen Beratung gefragt“, so Eurich.
Seite zwei: „Hochwertige Kundenberatung und digitale Omnikanal-Modelle„