Weder Google, Amazon noch junge Start-Up-Unternehmen – neue Marktteilnehmer stellen aus Sicht von deutschen Versicherungsmanagern keine akute Bedrohung für ihr Geschäft dar. Dies ergab die Studie „Versicherungsvertrieb der Zukunft“ der Versicherungsforen Leipzig in Zusammenarbeit mit der Unternehmensberatung IKOR und der Fachhochschule Dortmund.
Niedrige Gewinnmargen, eine weitgehende Marktsättigung, ein intensiver Wettbewerb und hohe regulatorische Anforderungen machen den Versicherungsmarkt für Investitionen unattraktiv, so der Tenor der befragten Fach- und Führungskräfte der Assekuranz. Deshalb halten es die meisten Studienteilnehmer für unwahrscheinlich, dass globale Internetkonzerne, wie Google, ihre Datenhoheit dazu nutzen werden, Versicherern das Geschäft streitig zu machen.
Branche beobachtet Aktivitäten potenzieller Konkurrenten
Auch das Risiko, dass innovative Start-up-Unternehmen den etablierten Branchengrößen Kunden abjagen könnten, betrachten die Befragten zumindest derzeit als nicht sehr groß. Diese besetzten „maximal Nischensegmente“, heißt es. Die Kernkompetenz der Versicherer – die Bereitstellung von umfassendem Versicherungsschutz – sei daher momentan nicht bedroht, teilen die Studienautoren mit, allerdings würden die Aktivitäten potenzieller Konkurrenten von der Branche „genau beobachtet“.
Gleichwohl melden die Manager internen Reformbedarf an: So sind sich die befragten Experten darüber einig, dass vor allem die Vertriebswege Ausschließlichkeit und Maklervertrieb einer „digitalen Erneuerung der Geschäftsmodelle“ bedürfen. Die Nutzung vorhandener und neuer Technologien in der Breite der Vermittlerschaft sei dabei ein zentraler Stellhebel, so die Autoren, um die Vermittlerbetriebe in eine erfolgreiche Zukunft zu führen.
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Das Zauberwort lautet „Omnikanal-Ansatz“
„Die Studie zeigt, dass die Versicherer deutlich erkannt haben, welche erfolgskritische Rolle der technologischen Erneuerung zukommt“, erläutert Jörg Heibutzki, Leiter des Bereichs Versicherungen bei IKOR. „Der Schlüssel ist die durchgängige Unterstützung aller Vertriebsprozesse in Verbindung mit hoher Integration der zentralen Daten und Anwendungen.“
Heibutzki zufolge bildet ein Omnikanal-Ansatz die Lösung, „um einerseits die Vertriebswege optimal zu unterstützen und anderseits die veränderten Kundenerwartungen zu erfüllen“. Um die notwendige Digitalisierung voranzutreiben, fährt der Berater fort, sei die beruhigende Nachricht, „dass die technologischen und organisatorischen Erweiterungen schrittweise mindestens genauso gut möglich sind wie in einem Big-Bang-Szenario“.
Seite zwei: „Digitalisierung führt zu neuem Kundenselbstverständnis“