Warum sind weniger Frauen als Männer in der Versicherungs- und Finanzberatung aktiv?
Der Sprung in die Selbstständigkeit birgt zunächst immer ein Risiko. Und wer möchte schon ein Risiko eingehen und noch dazu einen Beruf ausüben, der nach wie vor immer noch nicht als besonders positiv in der Bevölkerung wahrgenommen wird?
Warum mehr Männer als Frauen bereit sind, dieses Risiko einzugehen, kann ich Ihnen leider nicht sagen. Auch die Tatsache, dass Termine oft eher in den Abendstunden stattfinden, wirkt wahrscheinlich eher abschreckend.
Welche Vor- und Nachteile hat die selbstständige Tätigkeit als Beraterin?
Vorteile sind die freie Zeiteinteilung, die individuellen Gestaltungsmöglichkeiten der Arbeit und der Aufbau von laufenden Courtagen, die einem viel Sicherheit geben und den „Abschlussdruck“ nehmen. Außerdem ist es ein schönes Gefühl, Inhaberin des eigenen Geschäftes zu sein.
Nachteilig sind die aktuell sehr unsicheren Zukunftserwartungen aufgrund verschiedener staatlicher Zwänge und Änderungen, die unseren Beruf immer weiter erschweren. Ich gehe davon aus, dass die Provisionssätze noch weiter sinken, die Stornohaftungszeiten steigen und wir künftig sehr viel Geld für unabhängige Fortbildungen ausgeben müssen.
Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich bin für Fortbildungen. Aber man hat aktuell in dem Beruf das Gefühl, der Letzte seiner Art zu sein. Ich weiß nicht, wer unter diesen Bedingungen noch neu in die Branche einsteigen würde.
Würden Sie jungen Frauen empfehlen, Beraterin zu werden?
Nein, auf keinen Fall! Nur wenn man die großen Bestände der Eltern, die bereits in der Beratungsbranche sind, übernehmen kann. Das gilt sowohl für junge Frauen als auch für junge Männer.
Im Jahr 2017 neu zu starten, halte ich für einen wirtschaftlichen Genickbruch. Das ist sehr schade und traurig, denn wir brauchen die persönliche Beratung.
Wenn die Politik allerdings sicherstellen würde, dass man von diesem Beruf weiterhin vernünftig leben kann, würde ich jeder jungen Frau und auch jedem Mann raten, ihn zu ergreifen. Denn – ob Sie es glauben oder nicht – es macht wirklich viel Spaß.
Interview: Julia Böhne
Foto: Felix Biederbick
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