Trotz eines schwierigen wirtschaftlichen Umfelds erwarten die Versicherer in Deutschland mehrheitlich einen Gewinnzuwachs in 2013. Sachversicherer blicken am optimistischsten in die Zukunft. Zu dieser Einschätzung kommt eine Kurzstudie der Unternehmensberatung Simon-Kucher & Partners.
Wie die Studienmacher mitteilen, habe sich die Stimmung in der Branche gegenüber dem Vorjahr leicht eingetrübt: Demnach rechnen die 63 befragten Versicherer durchschnittlich mit neun Prozent Gewinnzuwachs für 2013. Im Jahr 2012 waren es noch zwölf Prozent.
Ein Blick auf die Sparten zeigt, dass die Sachversicherer mit durchschnittlich 16 Prozent die mit Abstand höchsten Gewinnsteigerungen erwarten, im Vorjahr waren es noch zehn Prozent (siehe Grafik).
Zurückhaltende Lebensversicherer
Hingegen sind Lebensversicherer mit geschätzten sieben Prozent Gewinnzuwachs (2012: elf Prozent) zurückhaltender, so die Studie. Gleiches gilt nach Erkenntnis der Unternehmensberater auch für Rückversicherer und Vertriebsorganisationen: Die befragten Manager dieser Sparten kalkulieren mit vier Prozent Zuwachs eher vorsichtig. Hier lag die Annahme von 2012 noch bei 16 Prozent.
„Allgemein sind die Erwartungen sehr ambitioniert, wenn man die aktuellen Rahmenbedingungen für die Branche berücksichtigt“, kommentiert Dr. Dirk Schmidt-Gallas, Partner bei Simon-Kucher.
Verwaltungskosten sollen weiter gedrückt werden
Wie im Vorjahr beabsichtigen die Lebensversicherer ihre Gewinne zu steigern, indem sie Verwaltungskosten reduzieren und den Absatz erhöhen (rund zwei Drittel), heißt es bei Simon-Kucher & Partners. Dazu passend plane etwa jedes zweite Unternehmen, den Marktanteil zu steigern und Kosten durch Produktüberarbeitungen zu senken.
Beraterin und Studienautorin Stefanie Grunert zeigt sich jedoch skeptisch, ob auf diese Weise die Gewinnziele erreicht werden können: „Diese Hebel sind zu schwach“, so Grunert. Schnelle Erfolge seien hier kaum noch zu erwarten. Außerdem berge eine reine Volumenstrategie mehr Gefahren als echte Chancen.
Der sinkenden Attraktivität von Garantieprodukten beispielsweise – dem großen Sorgenkind – werden die Lebensversicherer auch mit absatzsteigernden Maßnahmen kaum noch Herr werden können, heißt es bei Simon-Kucher. Notwendig sei vielmehr, Produkte zu überarbeiten indem man den wahrgenommenen Wert aus Kunden- und Vertriebssicht herausstelle. Nur so können Zahlungsbereitschaften und Kosten ausgeschöpft werden, folgern die Berater.
Potenzial für Preissteigerungen „bei weitem nicht ausgeschöpft“
Sachversicherer setzten bereits auf eine Strategie nach dem Motto ‚Wert vor Volumen‘, so die Studienautoren. Im Klartext: Die Befragten wollen lieber Preise erhöhen als den Absatz steigern. Aus Sicht der Experten sei dies nachvollziehbar, da die Möglichkeiten von Preissteigerungen noch bei Weitem nicht erschöpft sind – im Gegensatz zu vielen anderen Maßnahmen, „an denen sich die Assekuranz schon seit Jahren die Zähne ausbeißt“, so Schmidt-Gallas. Zudem wirkten sich auch scheinbar kleine Preiserhöhungen immens auf den Gewinn aus.
Gewinn soll Stärkung des Eigenkapitals dienen
Ihre Gewinne wollen die Befragten vorrangig in die Erhöhung des Eigenkapitals und der Dividenden sowie in die Förderung der Mitarbeiter investieren, heißt es weiter.
Lebensversicherer auf schmalem Grat
Lebensversicherer setzen demnach – passend zu ihrer Volumenstrategie – als einzige auf Preissenkungen im Bestand und im Neugeschäft. „Ein riskanter Schritt, da Gewinn unmittelbar vernichtet wird, wenn Preiselastizitäten überschätzt werden“, so Schmidt-Gallas. Weniger im Fokus stehe bei den Befragten die dringend notwendige Entwicklung neuer beziehungsweise die Überarbeitung bestehender Produkte. Hierfür sprechen sich laut Studie lediglich ein Drittel aus. (lk)
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