Bedrohung aus Brüssel: Kommt der “Uni-Age”-Tarif für Versicherer?

Das Szenario einer zunehmenden Vereinheitlichung der Prämien ruft auch unter den Branchenkollegen starke Gegenreaktionen hervor. Eine „Einheitsprämie“ käme faktisch einer „GKV-Zwangseinführung“ gleich, schimpft Dr. Ralf Kantak, Vorstandsvorsitzender der SDK.

„Wenn Beiträge nicht nach dem Alter zu differenzieren sind, können keine Alterungsrückstellungen aufgebaut werden. Wir sprechen von zehn Milliarden Euro pro Jahr und 155 Milliarden Euro insgesamt.“

Ohne Not würde die Vorsorge für das Alter und die Entlastung zukünftiger Generationen aufs Spiel gesetzt, fährt Kantak fort, „wobei gerade diese Form der Nachhaltigkeit doch eigentlich ausgebaut werden müsste“.

Barmenia-Vorstand Laarmann hofft auf das Prinzip „Logik“: „Die Befürworter der Unisex-Tarifierung haben stets angeführt, dass nicht das Geschlecht an sich, sondern in erster Linie die Lebensgewohnheiten für den Unterschied in den Leistungsaufwendungen zwischen Männern und Frauen verantwortlich sind. Diese Argumentation trifft beim Alter kaum zu.“

„Resultat wäre Erhöhung der Beiträge“

Auch losgelöst von den individuellen Lebensgewohnheiten steige das Krankheitsrisiko mit dem Alter signifikant an, betont Laarmann, sodass sich ein Prämienunterschied zwangsläufig aus „biologischen Ursachen“ ergebe.

„Daher sind wir optimistisch, dass die Versicherungswirtschaft nicht auf eine Einheitsprämie zusteuert“, bekräftigt der Versicherungsmanager.

Sollte eine Einheitsprämie tatsächlich Realität werden, wird die Kalkulation aus Sicht von Joachim Geiberger, Inhaber von Morgen & Morgen, schwieriger: „Das Resultat wäre mit ziemlicher Sicherheit eine Erhöhung der Beiträge, um im Mittel auch die hohen Risiken abzudecken. Schlechte Risiken würden sicherlich vermehrt angezogen werden, da hier die Beiträge dann in Relation zu den eigentlichen Risiken noch gering wären.“

Weniger risikoreiche Versicherungsnehmer wären dann im Schnitt hinsichtlich ihrer Prämie eher zu hoch angesiedelt, meint der Analyst – dies könne nicht im Interesse der Versicherer und des Großteils der Versicherten sein.

„Eine Einheitsprämie würde der aktuellen marktgetriebenen Entwicklung, dass Versicherer immer stärker Tarife individuell auf ihre Kunden und deren Risiken zuschneiden, widersprechen“, so Geiberger.

Es bleibt abzuwarten, ob sich die Versicherer zumindest in diesem Fall durchsetzen werden. (lk)

Foto: Thomas Geiger

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