Vertriebsregulierung: Vom Verkäufer zum Berater

Ein Hauptkritikpunkt an der Einführung des Provisionsverbotes ist die Entstehung einer Beratungslücke („advice gap“). Viele Kunden können sich eine persönliche Beratung nicht mehr leisten.

Es wird geschätzt, dass etwa 90 Prozent der britischen Bevölkerung keinen Zugang zu einer qualifizierten, unabhängigen persönlichen Beratung haben.

Die Tatsache, dass diese Zahlen vor Einführung der Honorarberatung nicht viel besser waren, kann hier keine Beruhigung sein. Die Beratungslücke ist sicherlich eine Herausforderung, der sich die britischen Aufsichtsbehörden stellen müssen und die auch in Deutschland im Blick gehalten werden muss, wenn es um die Pläne einer Stärkung der Honorarberatung geht.

Altersvorsorge ist trotz Beratungslücke möglich

Eine Beratungslücke bedeutet aber nicht zwangsläufig, dass der Kunde nichts für seine Altersvorsorge tun kann. In den vergangenen Jahren sind viele Lösungen für Kunden auf den Markt gekommen, die sich eine persönliche Beratung nicht leisten können oder wollen.

Für die Gruppe der weniger vermögenden Bevölkerung stehen mittlerweile automatisierte und kostengünstige Finanzangebote im Internet bereit. Zudem hat 2012 die erste Phase der britischen Variante einer verpflichtenden betrieblichen Altersversorgung begonnen, von der sich Angestellte aber ausschließen können („opt-out“).

Dieses sogenannte „Auto enrollment“ ist eine Ausweitung der betrieblichen Altersversorgung (bAV) auf kleine und mittlere Unternehmen und soll die staatliche Rente sowie private Vorsorge ergänzen.

Millionen Arbeitnehmer profitieren

Im Jahr 2013 hatte die britische Regierung die „work pension“ verabschiedet, die Angestellten in allen Unternehmen einen Anspruch auf eine Pension vom Arbeitgeber zusagt, sofern sie mindestens 22 Jahre alt sind, in Großbritannien arbeiten und mehr als 10.000 Pfund pro Jahr verdienen.

Nach der flächendeckenden Einführung der work pension, die in Stufen bis 2018 erfolgt, werden über zehn Millionen Arbeitnehmer in den Genuss der betrieblichen Altersversorgung kommen.

Seite vier: Schlussfolgerungen für Deutschland

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