VGF: „Der Summit ist und bleibt eine B2B-Veranstaltung“

Cash.: Wie bewerten Sie den aktuellen Stand in Sachen Regulierungsbestrebungen?

Porr: Wir befürworten die Verständigung in der Bundesregierung zugunsten einer gewerberechtlichen Regulierung der freien Anlageberater und -vermittler. Die gewerberechtliche Lösung mit erhöh­ten­ Zulassungsanforderungen wie dem Sachkundenachweis, der Registrierungspflicht und der Pflicht zum Nachweis einer Berufshaftpflichtversicherung ist der sachgerechtere Ansatz gegenüber der vom BMF bisher präferierten Aufsicht nach dem KWG. Dadurch können voraussichtlich mehrere tausend Arbeitsplätze gesichert werden und auch die Vielfalt in der Ver­triebs­land­schaft wird zugunsten des Anlegers erhalten bleiben. Allerdings sind bisher lediglich die grundsätzliche Ausrichtung sowie einige Eckpfeiler der Regulierung bekannt. Für eine abschließende Bewertung muss der Gesetzentwurf abgewartet werden. Für eine Vielzahl der nun kommenden Regelungen setzen wir uns als Verband mit seinen Anforderungen und Standards schon seit einigen Jahren ein.

Cash.: Wie hat sich die Mitgliederzahl beim VGF im Verlauf des Jahres entwickelt?

Porr: Der VGF hat inzwischen 52 Mitglieder, darunter 42 Anbieter geschlossener Fonds und zehn Fördermitglieder. Die Mitgliederzahl hat sich sehr positiv entwick­elt. In der neuen regulierten Fondswelt wird es wichtig sein, einen starken Verband zu haben, denn mit der Anbieteraufsicht aus der AIFM-Umsetzung wird auch die Teilhabe der Branche an der Beaufsichtigung der Bafin eine Rolle spielen. Dafür ist es wichtig, dass wir als Markt geschlossen auftreten. Deswegen ist jedem Emissionshaus zu empfehlen, den Verband zu unterstützen und von seinen Leistungen zu profitieren.

Cash.: Inwieweit sollte ein Verband der Produktgeber auch die Interessen des Vertriebs berücksichtigen – wie eng ist in diesem Zusammenhang die Kooperation mit den Vertriebsverbänden?

Porr: Wir sind und bleiben der Verband der Anbieter geschlossener Fonds. Dieses scharfe Profil wollen wir nicht verwässern. Nur auf die Belange der Anbieter und des Produktes zu schauen, wäre aus Sicht des VGF jedoch zu kurz gedacht. Gute Produkte von guten Anbietern allein reichen nicht aus. Von wesentlicher Bedeutung sind ein erfolgreicher Produktabsatz und eine hohe Qualität des Vertriebs. Es ist unsere Überzeugung, dass hierfür eine Vertriebsvielfalt erforderlich ist, das heißt das Bestehen sowohl der Großbank als auch des unabhängigen Einzelvermittlers. Es ist uns ein Anliegen, den freien Vertrieb zu erhalten und durch angemessene regulatorische Vorgaben seine Qualität zu steigern. Die Kooperation mit den Vertriebsver­bänden ist dabei sehr eng. Wir stehen im laufenden Austausch mit Votum und AfW und arbeiten erfolgreich zusammen, wie etwa bei der Erarbeitung eines Musters für die Vermittlungsdokumentation. Darüber hinaus haben wir beschlossen, VGF-Vertriebsgespräche regelmäßig abzuhalten. Im Rahmen dieser Gespräche wollen wir vertriebsorganisations-übergreifend aktuelle Themen wie das Produktinformationsblatt diskutieren.

Cash.: Wie beurteilen Sie – insbesondere vor dem Hintergrund der von Ihrem Verband recherchierten Zahlen – die Entwicklung des Gesamtmarkts in der ersten Hälfte des Jahres 2010 nach dem Krisenjahr 2009?

Porr: Die von uns erhobenen Quartalszahlen zum zweiten Quartal 2010 setzen ein deutliches Zeichen und zeigen, dass die Auswirkungen der Krise nachlassen und die Branche wieder Tritt gefasst hat. Das Platzierungsvolumen hat sich seit Januar 2010 eindeutig positiv entwickelt und der Aufwärtstrend vom Ende des Vorjahres hat sich weiter stabilisiert. Nun kommt es auf eine nachhaltige Erholung des Marktes an. Der Aufschwung bei den geschlossenen Fonds ver­läuft parallel zum Aufschwung der Gesamtwirtschaft. Das bestätigt, dass Pro­dukte, die im vergangenen Jahr Schwierigkeiten bekamen, wie zum Beispiel Schiffsfonds, allein kri­sen­bedingt Probleme hatten und diese nicht etwa auf mangelnde Produktqualität zurückzuführen waren. In den nächsten Monaten kommen die Anbieter mit zahlreichen neuen Fonds an den Markt und wir erwarten für das Jahr 2010 einen wesentlich besseren Abschluss als im letzten Jahr.

Cash.: Welches sind die wichtigs­ten Ziele der Verbandsarbeitfür das Jahr 2011?

Porr: Oberste Priorität ist nach wie vor, sich für eine vernünftige und angemessene Um­setzung der gegenwärtigen Regulierungsbestrebungen einzusetzen. Mit der durch BMF und BMWi bekundeten Verankerung des freien Vertriebs in der Gewerbeordnung haben wir hier einen großen Schritt nach vorne gemacht. Von einem fertigen Gesetz sind wir allerdings noch weit entfernt. Wir werden das weitere Verfahren daher intensiv begleiten und uns dafür einsetzen, dass die verschiedenen Detailfragen, die sich stellen, sauber und praxisgerecht umgesetzt werden. Auch das Thema AIFM wird uns in 2011 weiter beschäftigen. Wir werden hier weiter unsere Punkte für eine sinnvolle Regulierung vorbringen. Selbstverständlich ist die Durch­führung des VGF Summits 2011 als größte Jahresauftaktveranstaltung der Branche eine Herausforderung und insbesondere in den nächs­ten Monaten eine zentrale Aufgabe für uns. Unser Anspruch ist es, den Besuchern einen erstklassigen Kongress zu bieten, mit dem Ziel, umfang­reiches Wissen zu vermitteln und den Besuchern ein at­traktives Programm zu präsentieren. Daran arbeiten wir gemeinsam mit unseren Kooperationspartner intensiv.

Interview: Thomas Eilrich

Foto: VGF

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