Im ersten Quartal 2020 dürften die Spekulationen um den Coronavirus-Ausbruch weiterhin den Markt und die Risikostimmung dominieren. Die aktuelle Unsicherheit im Zusammenhang mit dem Ausbruch wird im Laufe der Zeit der Gewissheit weichen. Dann werden die langfristigen makroökonomischen Trends wieder in den Mittelpunkt rücken, argumentiert Raphael Marechal, Head Portfolio Manager – Emerging Markets bei Nikko Asset Management.
1. Schwellenländer wachsen schneller: Angesichts der weltweit gebremsten wirtschaftlichen Expansion dürfte das relativ schnelle Wachstum der Schwellenländer (EM) für Investoren immer noch attraktiv sein. Während die OECD-Volkswirtschaften im Jahr 2020 voraussichtlich nur um 1,8% zulegen werden, gehen die Prognosen für die EM-Volkswirtschaften von etwa 4,6% Wachstum aus.
2. Schwellenländer-Renditen interessant: Die Preissteigerung könnte sich in den EM-Ländern aufgrund der höheren Lebensmittelpreise in China leicht beschleunigen. Die Zentralbanken dürften die gelpolitischen Zügel aber weiterhin locker lassen, was der Verschuldung der Schwellenländer einen weiteren Schub verleihen dürfte. Schwellenländer-Anleihen werden für Anleger auf der Suche nach Rendite weiterhin interessant sein, da die Renditen vieler Staatsanleihen der Industrieländer negativ sind.
3. Handelsabkommen sollte Bestand haben: Die Handelsbeziehungen zwischen den USA und China bleiben in diesem Jahr die große Unbekannte. Was Präsident Trump als Nächstes tun wird, ist unmöglich vorherzusagen, aber wir sind davon überzeugt, dass er in einem Wahljahr vermeiden wird, die US-Wirtschaft zu schädigen. Gleichzeitig möchte China nicht, dass seine Wirtschaft weiter an Schwung verliert. Deshalb sollte das Handelsabkommen zwischen den beiden wirtschaftlichen Supermächten für den größten Teil des Jahres 2020 Bestand haben.
4. Lokale Währungen mit Aufholpotenzial: Die beschriebenen Umstände sollten für die Schwellenländer Unterstützung bieten und werden dazu beitragen, die Auswirkungen des Coronavirus im ersten Quartal abzuschwächen. Die Aufwärtsentwicklung dürfte jedoch begrenzt bleiben; die beeindruckende Performance der EM-Anleihen von 2019 wird sich in diesem Jahr kaum wiederholen. Zuwächse im niedrigen bis mittleren einstelligen Bereich sind realistischer, da niedrigere Renditen der US-Staatsanleihen die Anlageklasse nicht stärken dürften und die Spreads von Staatsanleihen historisch eng erscheinen. Die Währungen der Schwellenländer sind, wie wir meinen, nach zwei Jahren der Unterperformance besonders attraktiv und könnten die Performance der lokalen Anleihen antreiben.
Foto: Shutterstock