Nicht alle Schwellenländer sind von den gleichen Schocks betroffen und abhängig von Exporten. Die meisten Länder sind in der Wertschöpfungskette nach oben gestiegen. Das ist nur ein Grund, warum sich die Investition in Schwellenländer lohnt.
Schwellenländer würden oftmals als eine homogene Gruppe von Ländern angesehen, so Tim Love, Investment Director bei Gam Investments. Allerdings sei dies nicht mehr der Fall – falls es je so war. Aus historischer Sicht habe es immer geografische und kulturelle Unterschiede gegeben, und auch die wirtschaftliche Entwicklung der Schwellenländer sei unterschiedlich verlaufen.
„Ebenso unterschiedlich fällt die Reaktion auf die zunehmenden protektionistischen Maßnahmen der USA aus“, sagt Love. Protektionismus könne zwar Volkswirtschaften, in denen der Handel einen hohen Anteil am Bruttoinlandsprodukt (BIP) hat, massiv beeinträchtigen. Es sei aber falsch, alle Schwellenländer dieser Kategorie zuzurechnen. Es gebe durchaus Gründe, zuversichtlich zu sein.
Aufstieg in der Wertschöpfungskette
Sollte der Handel aufgrund zunehmender protektionistischer Maßnahmen der USA nachlassen, setze dies in erster Linie stark exportorientierte Volkswirtschaften wie China, Korea und Taiwan unter Druck: Noch vor zwei Jahrzehnten sei China das beliebteste Ziel für die Auslagerung der Produktion gewesen, während Korea und Taiwan die weltweit führenden Produktionsstandorte für elektronische Bauteile gewesen seien.
„Viele Schwellenländer haben einen anderen Weg eingeschlagen und sich in der Wertschöpfungskette nach oben gearbeitet. Sie wenden sich von Wirtschaftsmodellen ab, die auf niedrige lokale Arbeitskosten setzen, um den Weltmarkt für Billigexporte zu beherrschen“, berichtet Love.
Ein Nebenprodukt dieser wirtschaftlichen Migration zur Produktion höherwertiger Erzeugnisse sei, dass die Mittelschicht rasant wachse und dadurch der Anteil des Inlandskonsums am BIP kontinuierlich steige.
Situation in Russland
Anders sei die Lage in Russland. „Geopolitisch steckt das Land in einer schwierigen Lage und ein durch Sanktionen bedingter Bewertungsrückgang hat die Währung auf Tiefstände gedrückt, wie wir sie zuletzt im Jahr 2016 gesehen haben. Die Frage lautet daher, ob diese Herausforderungen angemessen eingepreist sind“, so Love.
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