VKS Sachwert Kongress: „Zinsen werden weiter fallen“ (mit Fotogalerie)

Carsten Mumm vor einer Grafik
Foto: Stephan Resch
Carsten Mumm (Donner & Reuschel)

EXKLUSIV Die Konjunktur in Deutschland hat sich zuletzt nochmals spürbar eingetrübt, die Prognosen für 2025 sind allenfalls geringfügig besser und mit "verhalten" noch sehr wohlwollend beschrieben. Für Immobilien-Investoren muss das nicht unbedingt eine schlechte Nachricht sein.

Carsten Mumm, Chefvolkswirt des Bankhauses Donner & Reuschel, rechnet damit, dass die Europäische Zentralbank (EZB) im Jahr 2024 noch ein bis zwei weitere kleinere Zinssenkungen vornehmen wird, also wahrscheinlich um jeweils etwa 0,25 Prozentpunkte. Auch für 2025 sieht Mumm eine weiter fallende Tendenz des Zinsniveaus. Das sagte er auf dem VKS Sachwert Kongress 2024 des Verbands der Kapitalverwaltungsgesellschaften und Sachwertanbieter (VKS) in Frankfurt.


Das könnte Sie auch interessieren:

Zum einen ist die Inflationsrate deutlich zurückgegangen und lässt der EZB entsprechenden Spielraum für weitere Zinssenkungen. Zum anderen haben sich die Konjunkturaussichten zuletzt nochmals deutlich eingetrübt, gerade auch in Deutschland, so Mumm. Neben dem Export verschlechtert sich vor allem die Situation in der Schlüsselbranche Automobilindustrie rapide. Aus Richtung der Konjunktur ist insofern keine erneute Befeuerung der Inflation zu erwarten, die weitere Zinssenkungen verhindern oder sogar Erhöhungen erfordern würde.

Demnach wird für Deutschland im Gesamtjahr 2024 inzwischen ein Minus-Wachstum prognostiziert, also ein Schrumpfen der Wirtschaftsleistung, berichtete Mumm. Auch für 2025 sind die Prognosen mit einem Mini-Wachstum von 0,5 Prozent allenfalls verhalten positiv. Zwar ist auch für die Immobilienbranche eine florierende Wirtschaft grundsätzlich positiv, weil Mieter – sowohl von Wohnungen als auch von Gewerbeflächen – die Miete schließlich auch verdienen beziehungsweise erwirtschaften müssen. Die schwache Konjunktur erhöht aber den Druck auf die EZB, mit weiteren Zinssenkungen gegenzusteuern. 

Hypothekenzins schon 25 Prozent gefallen

Die bereits vorgenommenen und die erwarteten EZB-Zinssenkungen schlagen sich auch in den Hypothekenzinsen nieder, die seit dem Höhepunkt im Herbst 2023 bereits um bis zu einen Prozentpunkt gefallen sind. Das klingt wenig, der Rückgang von gut vier auf etwas über drei Prozent bei zehnjähriger Zinsbindung entspricht aber immerhin einer Reduktion der Fremdkapitalkosten um etwa 25 Prozent.

Und: Der rapide Anstieg der EZB-Leitzinsen ab Frühjahr 2022 – nach Beginn des Ukraine-Kriegs und des anschließenden Inflationsschubs – war Auslöser für die Krise am Immobilienmarkt und hatte zu der scharfen Preiskorrektur geführt. Bei sinkenden Zinsen ist zumindest eine Stabilisierung der Preise oder sogar eine entsprechende Gegenbewegung plausibel.

So sei das Neugeschäft Baufinanzierungen zuletzt wieder etwas gewachsen, vor allem im Juli spürbar, berichtete Mumm. „Der Aufschwung ist da!“, betonte er. Das erhöhte Finanzierungsvolumen spricht dafür, dass der zeitweise „eingefrorene“ Transaktionsmarkt wieder angesprungen ist und auf der einen Seite Käufer nicht mit weiter fallenden Preisen rechnen, auf der anderen Seite Verkäufer das reduzierte Niveau vermehrt akzeptieren.

Über 200 Teilnehmer

Speziell bei Wohnimmobilien sieht Mumm nach der scharfen Preiskorrektur eine „eindeutige Besserungstendenz“, vor allem bei selbst genutzten Wohnungen und Häusern. Auch für vermietete Bestands-Wohnimmobilien, Einzelhandelsobjekte, Gewerbeimmobilien mit Aufwertungspotenzial („Value Add“), Pflegeeinrichtungen sowie US-Immobilien berichteten verschiedene VKS-Mitglieder von ähnlichen Tendenzen in ihren jeweiligen Branchen sowie von Einstiegskonditionen, die sich gegenüber dem Höhepunkt der Preisrallye um mehrere Jahresmieten verbessert haben.

Beim VKS Sachwert Kongress 2024 trafen sich am Dienstag und Mittwoch insgesamt über 200 Vertreter der VKS-Mitgliedsunternehmen und Vertriebspartner in Frankfurt. Neben Diskussionsrunden und Produktvorstellungen der VKS Mitglieder informierte unter anderem Rechtsanwalt Alexander Pfisterer-Junkert über die Bedeutung der Dokumentation in der Beratung und Vermittlung sowie die notwendige Plausibilitätsprüfung des Vertriebs (dazu bei anderer Gelegenheit mehr) und die auf Online-Neukundengewinnung spezialisierte Jil Langwost gab Tipps, wie Finanzdienstleister digital sichtbar werden und online beraten können 

Trigema-Grupp: Markenbildung entscheidend

Den Auftakt des VKS Kongresses hatte der bekannte Textil-Unternehmer Wolfgang Grupp (Trigema) übernommen. Neben der Verantwortung von Unternehmern für ihr Unternehmen, dessen Ergebnisse und die Mitarbeiter sowie den hohen Stellenwert der Familie betonte Krupp insbesondere die große Bedeutung von Markenbildung für den Erfolg. Trigema könne sich nur gegen Billig-Konkurrenz durchsetzen, weil die Kunden mit der Marke Vertrauen in die hohe Qualität und Wertigkeit der Produkte verbinden. 

Die Investitionen in Werbung zur Markenbildung und zur Steigerung des Bekanntheitsgrads seien manchmal schmerzhaft, aber notwendig. Andere Textilunternehmen, die erforderliche Investitionen in die Markenbildung unterlassen hätten, seien längst insolvent, so Grupp.

Moderator des zweitägigen Kongresses war Frank Rottenbacher, Vorstand des Bundesverbands Finanzdienstleitung AfW. Cash. zählte zu den Medienpartnern (und hofft, dass die VKS-Mitglieder auch Grupps Ausführungen zur Bedeutung von Markenbildung und der dafür erforderlichen Investitionen in Werbung und Image-Bildung verinnerlicht haben).

Wolfgang Grupp (Trigema) / Foto: Stephan Rech

Nächste Seiten: Fotogalerie

Lesen Sie hier, wie es weitergeht.

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17Startseite
Weitere Artikel
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments