Wo ist die Volatilität hin? Diese Frage stellten sich in den vergangenen Monaten viele Marktteilnehmer. Schon machte sich die Sorge breit, dass die niedrige Volatilität ein Zeichen für die berühmte „Ruhe vor dem Sturm“ ist. Und in der Tat nahm der Zick-Zack-Kurs an den Börsen in den letzten Tagen mit der USA-Nordkorea-Krise wieder Fahrt auf. Ein nachhaltiges Ende der Sorglosigkeit an den Märkten?
Gastbeitrag von Christoph Hock, Union Investment
„Angstbarometer“, so wird der VIX nicht ohne Grund genannt. Denn der Index gibt die erwartete Schwankungsintensität, also die Volatilität des S&P 500 an. Zur Kalkulation werden die Preise gemessen, die Anleger für einen Basket definierter Optionen an der Chicago Board Options Exchange (CBOE) bereit sind zu zahlen.
Und die Angst scheint ein ständiger Begleiter an den Märkten: Bewegt sich der VIX in ruhigen Marktphasen über einen langen Zeitraum auf niedrigem Niveau, so wird auf den Auslöser gewartet, der die Gegenbewegung einleitet. Man traut dem Frieden ab einem bestimmten Zeitpunkt einfach nicht mehr.
Springt die Volatilität dagegen deutlich an, so hat die Erfahrung gezeigt, dass sich darin ein Warnzeichen für fallende Aktienkurse verbirgt. VIX und S&P 500 sind also negativ korreliert.
Historisch niedrige Volatilität sollte nicht überraschen
Über die letzten Monate wurde die Volatilität an den Aktienmärkten zu Rekordtiefstwerten gehandelt. Im Juli bewegte sich die Schwankungsintensität gemessen am VIX zehn Tage unter der Marke von zehn Indexzählern. Das sorgte gleich aus mehreren Gründen für großes Aufsehen: Zum einen fiel die Volatilität unter das historisch niedrige Niveau aus dem Jahr 1993 zurück.
Zum anderen lag die Schwankungsintensität noch nie so lange auf einem solch geringen Level. Mal ganz davon abgesehen, dass die Index-Volatilität mit durchschnittlich rund 11,5 Zählern im bisherigen Jahresverlauf deutlich unter dem historischen Mittel zurückbleibt. Dieses bewegt sich bei etwa 20 Indexpunkten.
Nun dürfte die geringe Bewegung in der Volatilität eigentlich nicht verwundert haben: Erstmals seit langer Zeit sind global die wichtigen Wirtschaftsräume synchron im Aufschwung. Die gute konjunkturelle Situation verbessert die Ertragslage der Unternehmen, was sich in den positiven Berichten zum zweiten Quartal bestätigt.
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