Vermittler und Finanzberater müssen sich fragen lassen, welchen Sinn es in der heutigen Zeit noch macht, wenn mehrere einzelne Finanzberater mit ihren speziellen Leistungen in einem begrenzten Markt um die gleichen Kunden werben, die außerdem auch noch im Fokus der großen Strukturen oder der Online-Anbieter stehen. Das Gebot der Stunde für Einzelkämpfer und kleine Vermittlungs-Unternehmen sind aktive Netzwerk-Überlegungen zum Zusammenschluss von Investmentberatern, Versicherungsmaklern, Baufinanzierungsexperten, Generationenberatern, Lohnkostenoptimierern und anderen mehr. Sprich: Allfinanz-Experten-Lösungen in dem ursprünglichsten, besten Sinne. Vergleichbar mit Anwaltssozietäten mit verschiedenen Rechtsgebieten.
Vereinfachte Beratungsprozesse
Die Synergien liegen auf der Hand, vor allem die auf der Kostenseite und bei der Erfüllung gesetzlicher Vorgaben. Insbesondere bei der Neukundengewinnung sind durch ein konsequentes Inhouse-Empfehlungsgeschäft die Synergien offensichtlich. Mitentscheidend ist noch ein weiterer Punkt: Jeder der Beteiligten hat Erfahrungen mit bestimmten Dienstleistern, sei es der Software-Anbieter, der Steuerberater oder die Werbeagentur. Oder manch einer zieht bereits den einen oder anderen Nutzen als Mitglied eines Netzwerks. Und ganz nebenbei vereinfachen sich die Beratungs- und Abwicklungsprozesse.
Ein Beispiel für all das: Ein Berater ist auf die kommende DIN-Norm 77230 Defino-zertifiziert. Er nimmt also eine Basis-Analyse der finanziellen Situation von Privathaushalten auf. Daraus ergeben sich beim Kunden Lücken, die vielleicht nicht alle von dem Makler bedient werden können, sondern auch vom Kollegen der Generationenberatung oder dem Investmentberater. Die Analyse fließt in ein gemeinsam genutztes Kundenverwaltungsprogramm ein.
Verbesserter Haftungsschutz
Jeder, der diesen Kunden berät, hat im Zweifel einen verbesserten Haftungsschutz durch die Anwendung der DIN-Norm. Statt vier oder sieben Analysen braucht es also nur eine, und dafür auch nur eine Zertifizierung, ein Verwaltungsprogramm und jeder hat mehr Geschäft und weniger Haftungsrisiken.
Wie die verschiedenen Disziplinen im Innenverhältnis geregelt werden können, steht auf einem anderen Blatt. Das erledigen gute Anwälte und Notare. Dabei geht es um eine ganz pragmatische und faire Definition der Zusammenarbeit, ohne dass man sich ganz fürchterlich lieb haben muss. Aber im Außenverhältnis erfährt jeder der beteiligten Einzelkämpfer ein verbessertes Standing, ein größeres Auftreten und mehr Gewicht am Heimatmarkt. Und diese neue Rolle hilft auch bei der Positionierung gegenüber den Produktgebern. Wie bei den Großen. Am Ende eine Win-Win-Situation für alle.
Autor Ralf Werner Barth ist Vorstandsvorsitzender der Vereinigung zum Schutz für Anlage- und Versicherungsvermittler (VSAV)