Deutschlands größter Immobilienkonzern Vonovia hat nach einem Gewinnsprung im ersten Halbjahr erneut seine Ziele für 2016 angehoben.
Die Einspareffekte aus den Zukäufen seien deutlich höher als noch Ende des ersten Quartals gedacht, sagte Unternehmenschef Rolf Buch am Dienstag bei einer Telefonkonferenz mit Journalisten.
Gleichzeitig verbessere sich die Qualität des bundesweiten Portfolios durch Investitionen, Verkäufe und Zukäufe. Das Unternehmen erhöhe deshalb zum zweiten Mal in Folge die Gesamtjahresprognose.
Für 2016 rechnet der Dax -Konzern nun für das in der Branche viel beachtete operative Ergebnis aus dem laufenden Geschäft (FFO 1 – Funds from Operations) mit 740 bis 760 Millionen Euro. Zuletzt hatte der Bochumer Immobilienkonzern jeweils 20 Millionen weniger im Visier gehabt. Die Leerstandsquote soll bis Ende des Jahres weiterhin auf rund 2,5 Prozent sinken.
Konservative Dividende
Die Aktie legte im frühen Handel um 1,39 Prozent auf 36,05 Euro zu. Angesicht der erhöhten Prognose für das FFO 1 erscheine die geplante Dividende von 1,05 Euro je Aktie ein wenig konservativ, sagte Buch. „Wir schauen uns im Herbst unsere Dividende noch einmal an.“
In einem Brief an die Aktionäre kündigte Buch bereits an, sollte sich bis Anfang November keine größere Übernahmen abzeichnen, so werde Vonovia die Dividende auf die übliche Ausschüttungsquote anheben. „Wir schauen uns weiter alles an, was auf den Tisch kommt“, sagte Buch. Aber Vonovia komme auch ohne Akquisitionen aus.
Im ersten Halbjahr erhöhte sich das operative Ergebnis vor allem dank der jüngsten Zukäufe um 44,2 Prozent auf 387,8 Millionen Euro.
Sinkende Leerstandsquote
Neben den Übernahmen profitierte Vonovia (ehemals Deutsche Annington) auch von steigenden Mieteinnahmen sowie einem geringeren Leerstand. Die Mieteinnahmen stiegen in den ersten sechs Monaten um 23,4 Prozent auf 774,7 Millionen Euro. Zudem verdiente das Unternehmen mit Dienstleistungen rund um die Immobilie deutlich mehr.
Die Leerstandsquote ging im Vergleich zum Vorjahr zurück. Die Aufwendungen für die Instandhaltung und Modernisierung stiegen um 11,3 Prozent auf 295,3 Millionen Euro. Der Konzernüberschuss legte auf 147,9 Millionen Euro zu, nach 84,9 Millionen im entsprechenden Vorjahreszeitraum.
Vorteil durch Brexit
Der Gewinnsprung sei vor allem auf die vollständige Eingliederung der Konkurrenten Gagfah , Süddeutsche Wohnen (Südewo) und Franconia zurückzuführen, hieß es weiter. Ende Juni beschäftigte Vonovia rund 6.900 Mitarbeiter.
Der bevorstehende Austritt Großbritanniens aus der EU ist für das Unternehmen eher ein Vor- als ein Nachteil. Vonovia unterliege keinen Währungsrisiken, das Geschäft erfolge vom Lieferanten bis zum Endkunden vollständig in Euro.
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Vonovia profitiere eher davon, dass deutsche Immobilien von Investoren jetzt als sicherer Hafen wahrgenommen werde. „Wir sind in Frankfurt faktisch ausvermietet und dabei neuen Wohnraum zu schaffen“, sagte Buch. Der Wohnungsbau sei dort sehr angespannt.
Ausbau der Investitionen
Einschließlich der Ausgaben für die Neubauten will Vonovia seine Investitionen im laufenden Jahr auf bis zu 840 Millionen Euro ausbauen. 2015 hatte das Unternehmen in Modernisierungen und Instandhaltungen rund 686 Millionen Euro investiert.
Mit sanierten Wohnungen können Vermieter in der Regel auch die Mieten anheben. Vonovia verfügt über bundesweit rund 340.000 Wohnungen mit regionalen Schwerpunkten in Nordrhein-Westfalen, Sachsen und Baden-Württemberg. (dpa-AFX)
Foto: Vonovia