Vonovia verkauft Wohnungen und Anteil an Portfolio – Milliardenerlös

Die Zentrale der Vonovia in Bochum
Foto: Vonovia
Ursprünglich wollte der Dax-Konzern mit den Verkäufen in diesem Jahr rund zwei Milliarden Euro erzielen. Dass es mehr wurde, liegt auch an dem jüngsten Verkauf von Neubauprojekten für rund 357 Millionen Euro an CBRE Investment Management.

Deutschlands größter Wohnimmobilien-Konzern Vonovia kommt bei dem geplanten Verkauf von Wohnungen voran. Insgesamt habe Vonovia in diesem Jahr durch Wohnungsverkäufe und der Veräußerung von Minderheitsanteilen an Immobilienportfolios Erlöse von rund 3,7 Milliarden Euro erzielt, davon seit August 1,7 Milliarden Euro, teilte der Dax-Konzern am Freitag in Bochum mit.

Das ist mehr als zuvor angepeilt. Die Aktie legte im frühen Handel um mehr als drei Prozent zu. Damit summieren sich die Wochengewinne der auf längere Sicht arg gebeutelten Aktie innerhalb auf gut 13 Prozent.

Ursprünglich wollte der Dax-Konzern mit den Verkäufen in diesem Jahr rund zwei Milliarden Euro erzielen. Dass es mehr wurde, liegt auch an dem jüngsten Verkauf von Neubauprojekten für rund 357 Millionen Euro an CBRE Investment Management. Ein Teil der Wohnungen befinde sich noch in der Fertigstellung, teilte Vonovia weiter mit. Der Vermögensverwalter von Immobilien erwerbe insgesamt 1200 Wohnungen in Berlin zu einem Preis leicht unter Buchwert. Erst kürzlich verkaufte Vonovia 1213 Wohnungen für 87,8 Millionen Euro an die Stadt Dresden. Hinzu kommt der Verkauf von Wohnungen in vielen einzelnen Transaktionen sowie Gewerbeimmobilien.

Unterdessen will sich das Unternehmen erneut Geld mit dem Verkauf einer weiteren Beteiligung an einem Immobilienportfolio beschaffen. Vonovia werde rund 30 Prozent an dem Norddeutschland-Portfolio für eine Milliarde Euro an den Finanzinvestor Apollo veräußern, hieß es. Die rund 31 000 Wohnungen liegen mehrheitlich in Kiel, Bremen und Lübeck. Die Transaktion soll Ende des Jahres abgeschlossen sein. Das Unternehmen habe eine Option zum Rückkauf der Beteiligung. Apollo hat in diesem Jahr für die gleiche Summe bereits einen Minderheitsanteil an Vonovias Südewo-Portfolio in Baden-Württemberg erworben.

Mit dem Verkaufserlös will der Dax-Konzern seine Schulden abbauen. Der sogenannte LTV, das Verhältnis des Kreditbetrags zum Verkehrswert des Immobilienportfolios, habe Ende September bei 45 Prozent gelegen und damit am oberen Rand des Zielkorridors von 40 bis 45 Prozent, so Vonovia. Gleichzeitig sei der unbesicherte Finanzierungsbedarf bereits bis Ende des ersten Quartals 2025 gedeckt.

„Wir sind zwar beim LTV am oberen Rand des Zielkorridors angekommen, wir werden aber nicht aufhören, das Verkaufsprogramm in der gleichen Intensität wie bisher fortzufahren“, betonte Unternehmenschef Rolf Buch in einer Telefonkonferenz. Es gebe noch einiges zu verkaufen, weil es zum Vonovia-Immobilienportfolio nicht optimal passe. Damit werde das Unternehmen die Verschuldung sicherlich noch weiter senken. Vonovia will sich nach jahrelangem Expansionskurs von rund 66 000 Wohnungen im Gesamtwert von rund 13 Milliarden Euro trennen.
Derweil lief es im Tagesgeschäft für Vonovia zuletzt schlechter. Der operative Gewinn (FFO) ging in den ersten neun Monaten im Jahresvergleich um 8,4 Prozent auf 1,45 Milliarden Euro zurück. Während sich vor allem die Geschäfte mit der Projektentwicklung, dem Verkauf von Wohnungen und zusätzlichen Dienstleistungen schwächer entwickelten, lief es für Vonovia in der Vermietung aufgrund der weiterhin hohen Nachfrage nach Wohnraum in den Ballungsgebieten deutlich besser.
Die Miete stieg per Ende September im Schnitt konzernweit auf 7,67 Euro pro Quadratmeter – das waren 2,7 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Der Umsatz schrumpfte in den neun Monaten um 8,1 Prozent auf 4,2 Milliarden Euro. Weil Vonovia bereits zum ersten Halbjahr milliardenschwere Abwertungen auf sein Immobilienportfolio vorgenommen hatte, stand unter dem Strich für die ersten neun Monate ein Verlust von 3,8 Milliarden Euro. Im entsprechenden Zeitraum des Vorjahres hatte Vonovia noch einen Gewinn von 2,2 Milliarden Euro ausgewiesen.

Während Vonovia die Ziele für das laufende Jahr konkretisierte, gab das Unternehmen zum ersten Mal einen Ausblick auf das kommende Jahr. Der Immobilienkonzern rechnet 2023 mit einem operativen Gewinn (FFO) in der Mitte der anvisierten Spanne von 1,75 und 1,95 Milliarden Euro. 2024 dürfte das Ergebnis aufgrund höherer Steuern und Zinsen voraussichtlich moderat unter dem Niveau von 2023 liegen. Genaue Zahlen zum kommenden Jahr könne er noch nicht geben, sagte Buch. Denn wenn Vonovia im letzten Quartal noch weitere Immobilien verkaufen könne, dann wirke sich das auch auf die Ergebnisgrößen aus. Die Verkäufe steuerten im Wesentlichen die Steuerlast. „Wir bezahlen im Moment deutlich mehr Steuern als früher“, fügte er hinzu.

Vonovia konnte in den vergangenen Jahren der Niedrigzinsphase vor allem über Zukäufe im In- und Ausland kräftig wachsen. Zudem profitierte der Konzern von steigenden Mieten in den Großstädten und Neubauten. 2021 glückte Vonovia die Übernahme von Deutschlands zweitgrößtem Vermieter Deutsche Wohnen. Im vergangenen Jahr wurde Vonovia zudem größter Aktionär beim Branchenrivalen Adler Group , der in schweres Fahrwasser geraten war. Insgesamt besitzt Vonovia als Europas größtes privates Wohnungsunternehmen rund 548 000 Wohnungen in Deutschland, Schweden und Österreich.(dpa-AFX)

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