Im Westen nichts Neues, zumindest nichts Überraschendes: Der Offenmarktausschuss der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) hat den Leitzins wie erwartet angehoben. 2018 wird mit der Neubesetzung der stimmberechtigten Mitglieder und neuen Herausforderungen spannender werden. Gastbeitrag von Ronald Temple, Lazard AM.
Die heutige Anhebung des Leitzinses und die Hinweise zur künftigen Geldpolitik boten kein Überraschungspotenzial. Viel wichtiger ist, wer 2018 einen Sitz im Vorstand der US-Notenbank übernehmen wird und wie sich das auf deren Politik auswirken wird.
Neue Stimmen im Offenmarktausschuss
2018 ändert sich die Zusammensetzung der stimmberechtigten Mitglieder im Offenmarkt-Ausschuss. Zudem werden drei Sitze im Vorstand der Fed frei und müssen neu besetzt werden. Zählt man den Sitz der derzeitigen Notenbank-Chefin Yellen mit, sind es sogar vier. Diese Änderungen könnten den geldpolitischen Kurs wesentlich beeinflussen.
Janet Yellen ist es hervorragend gelungen, mit dem Gegenwind umzugehen, der einer Fed-Chefin entgegenweht. Die größten Herausforderungen für die Fed liegen künftig darin, bei der Inflation die Zielmarke von zwei Prozent zu erreichen, die Konsum-Erholung des Mittelstands nicht zu gefährden und die systemischen Risiken durch eine kluge Makro-Politik zu entschärfen.
Fed muss sich auf Daten konzentrieren statt auf Modelle
All dies kann erreicht werden. Aber nur, wenn sich die Fed stärker auf tatsächliche Daten konzentriert als auf theoretische Modelle. Zudem muss sie in vollem Maße anerkennen, wie sehr die derzeitige Erholung von früheren Erfahrungen abweicht. Die Vereinigten Staaten können das Wachstum noch mehrere Jahre aufrecht erhalten, sofern die Geldpolitik ausreichend expansiv bleibt.
Von Jerome Powell als neuem Präsidenten der US-Notenbank erwarten wir Kontinuität. Eine Vorhersage ist jedoch schwierig angesichts der sich verändernden Stimmverhältnisse im Offenmarkt-Ausschuss sowie angesichts von vier neuen Mitgliedern im Fed-Vorstand.
Neue Ziele
Mit Blick auf die Zukunft ist entscheidend, wie sehr die Mitglieder des Offenmarkt-Ausschusses bereit sind, auf die nächste Rezession mit unkonventionellen Mitteln zu reagieren, sollten Inflation und Zinssätze auf historisch niedrigen Niveaus bleiben.
Ebenso wichtig ist die Frage, ob sie angesichts der Herausforderungen durch langsames Wachstum, niedrige Inflation, niedrige Zinsen und geringe Erwerbsbeteiligung bereit sind, neue Ziele in Betracht zu ziehen, um ihren doppelten Auftrag zu erfüllen.
Ronald Temple ist Head of US Equity bei Lazard Asset Management
Foto: Shutterstock