Der Russel 2000, der die 2000 kleinsten börsennotierten Unternehmen in den USA abbildet, legte in den ersten fünf Tagen nach der Wahl um 10 Prozent zu. Marko Behring, Bereichsleiter Asset Management der Fürst Fugger Privatbank sieht Parallelen zu 2016, dem Jahr von Trumps erstem Sieg. Damals waren es vom Tag der Wahl bis zum Jahresende 13,6 Prozent. Das Kalkül dahinter ist für Behring klar: „Trumps Zollpolitik könnte die Binnenkonjunktur stützen. Davon würden insbesondere kleinere und mittleren Unternehmen profitieren.“
Aber auch bei den bekannteren Indizes sehe es kaum anders aus: Der Dow Jones habe 2016 vom Tag der Wahl bis zum Jahresende 7,8 Prozent zugelegt. Diesmal sei er in nur fünf Tagen um fast 6 Prozent geklettert. „Es waren nicht nur die Aktien der eher kleinen Unternehmen gefragt, sondern durchaus auch die Schwergewichte, die nachgefragt waren“ so Behring. Da sei es gut nachvollziehbar, dass sich viele Börsianer fragten, ob das bereits die vorweggenommene Jahresendrally gewesen sei. Oder ob diese etwa noch komme.
Würde das Jahr schon Mitte November enden, dann wäre die diesjährige Performance des S&P 500 die bislang beste des 21ten Jahrhunderts. Allen Unkenrufen zum Trotz sei die relative Stärke des Marktes bemerkenswert. Weder Molltöne beim langsam schwächelnden US-Arbeitsmarkt noch im industriellen Gewerbe schienen den Bullenlauf stoppen zu können. Marko Behring: „Ein paar zwischenzeitliche technische Rücksetzer wären im Verlauf der nächsten Wochen keine Überraschung, einen freundlichen Jahresausklang könnte aber vermutlich nur ein externes Schockereignis trüben.“ Zumindest für die USA.
In Europa hingegen tendierten die Börsen seit der US-Wahl eher seitwärts bis fallend: Euro-Stoxx 50 und DAX seien seit Bekanntwerden des Wahlausganges in den negativen Bereich gerutscht. „Trumps Zollkeule scheint in Europa auf die Stimmung zu drücken“, so Behring. Und doch sei auch hier eine Jahresendrally nicht ausgeschlossen. Auch 2016, nach Trumps erstem Sieg, hätten die europäischen Börsen aus ganz ähnlichen Gründen ähnlich verschnupft reagiert. Das habe den DAX aber nicht davon abgehalten, im Dezember 2016 um acht Prozent zu steigen. Sicher: Durch das Ampel-Aus herrsche für Behring in Deutschland zusätzliche politische Unruhe. Aber: „Die Ampel-Koalition war nicht bei allen Börsianern beliebt. Die Aussicht auf baldige Neuwahlen könnte daher durchaus für zusätzliche Kursphantasie sorgen.“