Walnut integriert ESG-Abfrage und will einheitlichen Standard schaffen

Porträtfoto von Lars Gentz, Walnut
Foto: Osswald/Walnut
Lars Gentz, Walnut: "Es braucht dringend einheitliche Standards."

Die Online-Beratungsplattform Walnut hat die Abfrage der Präferenzen der Kunden in Sachen Nachhaltigkeit (ESG), die künftig auch der 34f-Vertrieb vornehmen muss, in ihr System integriert. Den Quellcode können auch andere Anbieter nutzen.

Finanzberaterinnen und Finanzberater können ab sofort die ESG-Präferenzen ihrer Kunden MiFID‐II‐konform auf der Online‐Beratungsplattform Walnut Live erfassen und in die Basisdokumentation sowie ab April in die Geeignetheitserklärung integrieren, teilt Walnut mit.

Damit reagiert das Unternehmen darauf, dass die Abfrage voraussichtlich ab April 2023 mit der Änderung der FinVermV (Finanzanlagenvermittlungsverordnung) auch für Finanzanlagenvermittler (Paragraf 34f GewO) verpflichtend wird. „Mit dem neu entwickelten Modul können sie dieser Abfragepflicht einfach und standardisiert nachkommen“, heißt es in der Mitteilung.

Walnut Live visualisiere zudem die Vorstellungen der Anlegerinnen und Anleger mit Blick auf die Themen Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung automatisch in ansprechenden Grafiken. In Spinnennetz‐Diagrammen etwa werden die individuellen Schwerpunkte mit dem Nachhaltigkeitsprofil der im Walnut Live gelisteten AIFs und Vermögensanlagen transparent dargestellt und abgeglichen.

„Wichtiges, aber komplexes Regelwerk“

„Mit der verpflichtenden Abfrage der ESG‐Präferenzen hat die EU ein wichtiges, aber komplexes Regelwerk geschaffen, das jetzt auch Finanzanlagenvermittler in die Praxis überführen müssen“, sagt Lars Gentz, Geschäftsführer der Walnut. „Mit der Integration in Walnut Live geben wir den Beraterinnen und Beratern ein Instrument an die Hand, das eine intuitive und standardisierte Abfrage ermöglicht und das Ergebnis anschließend auch visuell und verständlich darstellt“, so Gentz weiter.

Berater erfassen demnach die Angaben zur ESG‐Präferenz in Walnut Live analog zu den üblichen Parametern wie Anlagepräferenzen, Anlagezielen und Erfahrungen der Kunden. Diese können zu Beginn wählen, ob sie ihre Nachhaltigkeitspräferenzen bei Produktempfehlungen berücksichtigen möchten oder nicht. Entscheiden sie sich dafür, leitet die Plattform Berater und Kunde durch die weiteren Kategorien. Im Hintergrund entsteht anhand der Antworten automatisch das Nachhaltigkeitsprofil des Kunden.

Die Fragen und Antwortmöglichkeiten erfüllen exakt die Vorgaben der MiFID‐II‐Richtlinie, so Walnut. Demnach wird erfasst, inwiefern und in welchem Umfang ein Anlageprodukt nachhaltige Investitionen gemäß EU‐ Taxonomie oder im Sinne der EU‐Offenlegungsverordnung abdecken soll und inwiefern „nachteilige Auswirkungen auf Nachhaltigkeitsfaktoren“ (Principal Adverse Impacts, kurz PAI) berücksichtigt werden müssen.

Quellcode der Datenstruktur publiziert

Die Anlegerinnen und Anleger können über den Detailgrad ihrer Angaben entscheiden, so wie es in der Regulierung vorgesehen ist. Sind ihnen etwa Umweltthemen besonders wichtig, können sie dort weitere Schwerpunkte setzen. Die Antworten werden beim anschließenden Produkt‐Matching entsprechend berücksichtigt.

Die ESG‐Abfrage im Walnut Live standardisiert nun die Datenstruktur der Nachhaltigkeitspräferenzen für den Abgleich mit den Produkten der gelisteten Produktanbietern. Lars Gentz plädiert darüber hinaus dafür, einen Branchenstandard zu etablieren: „Die Komplexität der regulatorischen Vorgaben führt zwangsläufig dazu, dass verschiedene Lösungen für die ESG‐Abfrage die geforderten Daten unterschiedlich erfassen und strukturieren. Wenn diese dann für den Abgleich auf ebenfalls unterschiedlich aufbereitete Nachhaltigkeitsprofile der Produkte treffen, erschwert das die Arbeit für alle Beteiligten. Deshalb braucht es dringend einheitliche Standards.“

Aus diesem Grund habe Walnut den Quellcode der Datenstruktur für die ESG‐Datenerfassung unter einer Creative‐Commons‐Lizenz publiziert. Emissionshäuser, Vertriebsgesellschaften und andere Interessenten finden Walnut zufolge auf der Entwickler‐Plattform Github alle Informationen, um die entwickelte Datenstruktur zur Erfassung der Nachhaltigkeitspräferenzen in die eigenen Systeme und Softwarelösungen zu integrieren. Ziel des Open‐Data‐Projekts sei, einen Branchenstandard für die Struktur der Nachhaltigkeitsprofile von Anlegern und Produktanbietern zu schaffen, damit der Vertrieb den geforderten Abgleich effizient leisten kann.

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