Die Inflationsentwicklung gibt zumindest bisher keinen Anlass zur Entwarnung. Die Verbraucherpreise in der Eurozone sinken zwar – und das zuletzt auch stärker als erwartet. Doch die Kernrate, also die Preise ohne Energie und Lebensmittel, liegen jetzt den vierten Monat in Folge bei fünf Prozent oder sogar darüber – ein Hinweis darauf, dass sich der Preisauftrieb verfestigt. Diesen muss die EZB bekämpfen und daher dürfte sie vorerst ihren Kurs beibehalten.
Doch größere Zinssprünge von mehr als 50 Basispunkten wird die EZB aus Sorge um die Konjunktur vermeiden. Denn obwohl sich die wirtschaftliche Lage besser entwickelt als prognostiziert, gilt sie aktuell immer noch als labil. Immerhin nimmt die Aussicht auf positive Konjunkturüberraschungen im Euroraum und insbesondere in Deutschland seit einigen Wochen zu. Nach Einschätzung des IWF kann Deutschland 2023 sogar eine Rezession, die noch im Oktober 2022 vorhergesagt wurde, vermeiden.
Europas Währungshüter müssen vor allem stetiges und konsequentes Handeln demonstrieren. Aber mit Geldpolitik allein lässt sich nun mal nicht jedes Problem lösen – zumal sie nur mit großer Verzögerung wirkt. Daher ist es durchaus möglich, dass die EZB nach dem März-Termin eine Zinspause einlegen wird.
Diese würde auch dazu beitragen, die Aufwertung des Euros zu bremsen. Seit September hat der zum US-Dollar bereits rund 15 Prozent gewonnen. Eine Entwicklung, die zwar den Preisauftrieb dämpft, aber für den Konjunkturausblick nicht sonderlich förderlich ist.