Lee Freeman-Shor, Portfoliomanager, Skandia Best Ideas Funds, erläutert, weshalb auch in den PIIGS-Ländern mittels Einzelselektion Geld verdient werden kann.
„Bullen verdienen Geld, Bären verdienen Geld. Und Schweine? Die werden geschlachtet!“ – so spricht der fiktive Investmentbanker Gordon Gekko im Film „Wall Street“. In diesen unsicheren Zeiten sind sich Investoren vieler Schattierungen darüber einig: In Portugal, Irland, Italien, Griechenland und Spanien zu investieren (die Länder rangieren in Finanzkreisen unter dem Kürzel PIIGS), ist keine gute Idee.
Wie schon Gordon Gekko feststellte: Die werden nämlich geschlachtet.
Doch die Realität sieht anders aus. Selbst unter den südeuropäischen EU-Ländern herrscht das Bestreben sich vom jeweils anderen zu distanzieren und nicht als Auslöser von Europas aktuellen Schwierigkeiten zu gelten. So wurde 2010 etwa Irland zum Unruhestifter erklärt. Sogar der griechische Finanzminister George Papaconstantinou erklärte damals: „Griechenland ist nicht Irland.“
Inzwischen wird Griechenland selbst als Problemstaat gesehen und die PIIGS-Länder werden allesamt gemieden als herrschte dort die Beulenpest. Dabei leiden Investoren, Politiker aber auch Normalbürger inzwischen an einer stark verzerrten Wahrnehmung. Das könnte sie zu Entscheidungen veranlassen, die sie bereuen.
Als allgemeines Vorurteil wird offenbar inzwischen angenommen, dass jede Aktie die an einer Börse irgendwo in den PIIGS notiert ist, als „schlecht“ zu gelten hat. Anleger fragen mich daher oft, ob mein European Best Ideas Fund noch in PIIGS-Ländern investiert. Sie würden diese Tatsache als „massives Risiko“ ansehen.
Und wie ein Mensch, der zum Doktor geht, nur um zu hören, dass er nicht krank ist, will dieser Typ Anleger dann von mir hören, dass der Fonds dort auf keinen Fall investiert. Am liebsten würden sie wohl hören, wenn ich sage: „Sehe ich vielleicht wie ein Wahnsinniger aus?!“ Leider muss sie dann aber enttäuschen. Ich habe tatsächlich ein paar PIIGS-Aktien.
Ich investiere zum Beispiel in Spanien in ein Unternehmen mit dem Namen Industrias de Diseño Textil S.A. (auch als Inditex bekannt). Der Konzern ist Eigentümer der Bekleidungslabels Zara oder Massimo Dutti, beides sind Weltmarken.
Daher kommen nur 27 Prozent des Umsatzes von Inditex aus Spanien, wodurch das Unternehmen seine Erlöse seit Ausbruch der Eurokrise jedes Jahr steigern konnte. Mehr noch: Während der spanische Aktienmarkt wegen der Krise abgestürzt ist, hat Inditex seit Beginn des Jahres um 5 Prozent zugelegt.
Auch aus Portugal habe ich Aktien, von Jeronimo Martins. Der Konzern betreibt auch Supermärkte in Polen, von wo 60 Prozent seiner Erlöse stammen. Auch hier stiegen die Einnahmen jedes Jahr. Und ähnlich wie bei Inditex ist die Aktie seit Januar um 9 Prozent gestiegen während der portugiesische Aktienmarkt schwächelte.
Weiteres Beispiel Italien. Dort lege ich zurzeit im weltbekannten Reifenhersteller Pirelli an. Das Unternehmen bietet mit 3,5 Prozent eine attraktive Dividende, ist mit dem Siebenfachen des Gewinns günstig bewertet und bezieht nur 8 Prozent seiner Umsätze aus Italien. Tatsächlich stammen 60 Prozent aus Ländern außerhalb Europas, 34 Prozent sogar allein aus Lateinamerika. Auch hier stieg die Aktie in diesem Jahr bereits um 22 Prozent.
Mein Fazit: Die momentanen Märkte bieten durchaus gute Renditechancen in den Problemländern der Eurozone. Man muss nur durch das negative Gemälde hindurchblicken, die Ärmel hochkrempeln und ein paar lukrative Werte auswählen – oder in einen Fonds wie den European Best Ideas investieren, der genau das tut.