Die Debatte um einen Provisionsdeckel in der Versicherungsbranche ist wieder entflammt, angefacht durch den aktuellen Vorstoß des Bundesverbandes Deutscher Versicherungsmakler (BDVM). Diese Initiative zielt darauf ab, die Abschlussvergütung bei Versicherungsanlageprodukten auf 25 Promille zu begrenzen und stattdessen eine höhere laufende Vergütung zu etablieren. Doch während der BDVM mit guten Absichten agiert, sind die vorgeschlagenen Maßnahmen weder sinnvoll noch zielführend.
Der BDVM argumentiert, dass die derzeitigen Vergütungsformen Fehlanreize setzen und eine ideologische Debatte um ein Provisionsverbot hervorrufen. Doch ist ein Provisionsdeckel wirklich die Lösung? Kritiker, darunter der AfW Bundesverband Finanzdienstleistung, sehen das anders. AfW-Vorstand Norman Wirth betont, dass ein Provisionsdeckel verfassungswidrig sei, da er ungerechtfertigt in die Gewerbefreiheit eingreift. Zudem würde er vor allem junge Versicherungsmakler benachteiligen, die noch keinen umfangreichen Kundenstamm aufgebaut haben und somit höhere Eintrittsbarrieren überwinden müssten.
Auch der Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute (BVK) steht dem Vorschlag skeptisch gegenüber. BVK-Präsident Michael H. Heinz argumentiert, dass ein solch gravierender Eingriff weder geeignet noch sinnvoll und nachhaltig sei, um die Vermittlung privater Altersvorsorge zu fördern. Stattdessen plädiert der BVK dafür, gezielt gegen einzelne Ausreißer vorzugehen und nicht die gesamte Branche mit einem pauschalen Deckel zu bestrafen.
Letztlich bleibt die Qualität der Beratung der entscheidende Faktor. Ein pauschaler Provisionsdeckel ignoriert die Tatsache, dass nicht die Höhe der Provision, sondern die Kompetenz und Integrität des Beraters den Unterschied macht. Ein guter Berater handelt im besten Interesse seiner Kunden, unabhängig von der Höhe der Provision. Er nimmt sich die Zeit, die Bedürfnisse seiner Kunden zu verstehen, und bietet maßgeschneiderte Lösungen an.
Es reicht schon, wenn ständig außerhalb der Branche ins immer wieder gleiche Horn geblasen wird, dass ein Vermittler, welcher Provisionen bekommt, ja immer im Interessenskonflikt stehen würde. Mehr Provision für ihn oder guter Schutz für den Kunden? Diese Argumentation ist in der Praxis nicht nur lächerlich, sondern schlichtweg auch pauschal falsch.
Ein Provisionsdeckel könnte sogar kontraproduktiv sein, indem er den Anreiz für qualifizierte Fachkräfte mindert, in die Branche einzutreten oder in ihr zu verbleiben. Letztlich könnte dies zu einer Verschlechterung der Beratungsqualität führen, was wiederum den Verbrauchern schadet.
Mein Fazit: Die Diskussion um einen Provisionsdeckel lenkt von den eigentlichen Herausforderungen in der Versicherungsbranche ab. Anstatt pauschale Maßnahmen zu ergreifen, sollten gezielte Maßnahmen gegen schwarze Schafe und ein verstärkter Fokus auf die Qualität der Beratung im Vordergrund stehen. Es ist nicht die Höhe der Provision, die gute von schlechter Beratung unterscheidet, sondern die Integrität und das Fachwissen des individuellen Beraters. Ein pauschaler Provisionsdeckel verfehlt dieses Ziel und riskiert, mehr Schaden als Nutzen zu verursachen. Es ist an der Zeit, die Diskussion zurück auf das Wesentliche zu lenken: die Qualität der Beratung und das Wohl der Verbraucher. Und vor allem sollte man sich innerhalb der Branche über dieses Thema einig sein, um nicht noch mehr Angriffsfläche nach außen hin zu bieten. Denn wenn es Angriffsflächen in der Versicherungsbranche gibt, dann werden diese auch immer zu 100 Prozent medial ausgeschlachtet. Das sollte mittlerweile jedem Akteur bewusst sein.
Autor Bastian Kunkel ist Finanzfachwirt (FH) und Gründer des Onlineversicherungsmaklers „Versicherungen mit Kopf“ mit aktuell über 800.000 Followern auf YouTube, Instagram und TikTok. Er ist zudem Spiegel-Bestseller-Autor.