Die aktuellen Kursverluste der wichtigen Aktienindizes S&P 500 sowie Nasdaq Composite – ersterer erfasst die 500 größten US-Unternehmen, zweiterer spezialisiert sich auf Technologiefirmen ebendort – sind auf politische Entwicklungen zurückzuführen. Zum durch US-Präsident Trump ausgelösten potentiellen Zollkrieg gesellen sich auch der öffentlich ausgetragene Zwist zwischen Trump und Fed-Chef Jerome Powell sowie der breite Verkauf von US-Staatsanleihen durch Anleger. Die Folgen? Der US-Dollar liegt auf seinem niedrigsten Wert seit drei Jahren und viele Anleger suchen nach sicheren Wertanlagen. Einer der offensichtlichen Profiteure ist Gold, das mit einem neuen Allzeithoch an 3.500 Dollar pro Unze kratzte. Aber auch Bitcoin klettert nach oben – und lässt als „digitales Gold“ die Wall Street hinter sich.
Ein Grund für diese Performance liegt sicherlich in der offensichtlich gewordenen Schwäche jenes Systems, das einst Inspiration für die Schaffung von Bitcoin war: die zentral ausgegebenen Fiat-Währungen. Die aktuellen Spannungen zwischen dem US-Präsidenten und dem US-Notenbankchef drücken den Wert des zentral von der Notenbank ausgegebenen US-Dollars – ganz im Kontrast zu Bitcoin, der keiner Regierung oder Behörde unterliegt. Seine Ausgabe folgt keiner inflationären Dynamik, vielmehr wurde er mit einer inhärenten Verknappung konstruiert. All das macht ihn in politisch und wirtschaftlich instabilen Zeiten zu einem attraktiven Wertaufbewahrungsmittel.
Ein weiterer Faktor ist die abweichende Entwicklung vom Bitcoin zum Aktienmarkt. Auch um diese zu verstehen, hilft ein Blick auf vergangene Konfrontationen zwischen Trump und der Federal Reserve.
In den Jahren 2018 und 2019 kritisierte Trump den Fed-Vorsitzenden Powell wiederholt dafür, dass dieser die US-Leitzinsen nicht schnell genug senke. Während diese Konfrontationen die Märkte kurzzeitig verunsicherten, wich der Bitcoin nicht wesentlich von den Aktien ab, bewegte sich also im Großen und Ganzen mit diesen mit. Im August 2019 beispielsweise führten Trumps Zolldrohungen und Powells Kritik zu Einbrüchen sowohl bei Aktien als auch bei Bitcoin, während Gold als einziger sicherer Hafen einen Aufschwung erlebte.
2025 sieht die Lage jedoch anders ganz aus: Bitcoin verfügt nicht nur über eine deutlich größere Marktkapitalisierung, sondern ist auch weitaus stärker von institutionellen Anlegern akzeptiert. Die Verfügbarkeit von börsennotierten Bitcoin-Produkten – sowohl in den USA als auch Europa – hat es traditionellen Anlegern deutlich leichter gemacht, in Bitcoin zu investieren. Infolgedessen ist die Kryptowährung heute viel zugänglicher und glaubwürdiger als ein sicherer Hafen, als es noch vor ein paar Jahren der Fall war. Bitcoin profitiert dadurch sogar von politisch instabilen Situationen, die in Trumps zweiter Amtszeit noch extremer geworden sind: Mit seiner Zollpolitik und Rhetorik über eine Absetzung des Fed-Chefs wird das Vertrauen in das traditionelle Finanzsystem in den USA in Frage gestellt. Die Reaktion von Bitcoin zeigt deutlich, welche Entwicklung dieser durchlaufen hat.
Wie sich Bitcoin und Gold verhalten
Während die Marktunsicherheit Gold auf neue Höchststände treibt, wird Bitcoin zunehmend als sein digitales Gegenstück angesehen. Diese wachsende Korrelation zwischen Bitcoin und Gold befindet sich jedoch noch im Anfangsstadium der Entwicklung. Ob sie in den kommenden Wochen bestehen bleibt, ist ein wichtiger Trend, den es zu beobachten gilt. Wenn die Handelsspannungen und geldpolitischen Bedenken anhalten, könnte Bitcoin weiterhin die Bewegungen von Gold widerspiegeln. Sollte dieser Druck jedoch nachlassen oder sich der Markt verändern, könnte sich das Verhalten von Bitcoin und seine Korrelation zu Gold erneut ändern.
Investoren zeigen sich aktuell in jedem Fall sehr überzeugt: Allein am 22. April 2025 legten US-Anleger rund eine Milliarde US-Dollar in die US-Bitcoin ETF – und auch die stärkste Preisrallye von Bitcoin fand während der US-Börsenzeiten statt.
Adrian Fritz ist Head of Research des Krypto-ETP-Spezialisten 21Shares.