Was das Gold-Silber-Ratio zurzeit wirklich aussagt

Einer der interessantesten Indikatoren für Rohstoff-Investoren hat im bisherigen Jahresverlauf eine bemerkenswerte Entwicklung gezeigt. Was bei seiner Bewertung zu berücksichtigen ist, erklärt Investing.com-Analyst Robert Zach.

Einer der interessantesten Indikatoren für Rohstoff-Investoren hat im bisherigen Jahresverlauf eine bemerkenswerte Entwicklung gezeigt. Was bei seiner Bewertung zu berücksichtigen ist, erklärt Investing.com-Analyst Robert Zach.

Zur Einordnung der jeweils aktuellen Edelpreisnotierung an der Börse ziehen viele Anleger gerne das Gold-Silber-Ratio heran. Es stellt das Verhältnis des Gold- zum Silberpreis dar und gibt mitunter eine Indikation darüber, ob der eine oder der andere gerade ungewöhnlich hoch bzw. niedrig bewertet sind. Bemerkenswert ist, dass sich das Gold-Silber-Ratio dieser Tage wieder auf das Vor-Corona-Niveau zurückbewegt hat, nachdem es zwischenzeitlich im April ein neues Allzeithoch bei 111 markiert hatte.

Das Rekordniveau spiegelt ebenso wie der jüngste Rückgang die Gefühlslage der Börsianer wider: Als die Sorgen um die Auswirkungen der Pandemie im April am größten waren, war auf der einen Seite die Nachfrage nach Gold als sicherer Hafen überdurchschnittlich hoch; der Goldpreis stieg entsprechend. Auf der anderen Seite wurde die Notierung von Silber durch Befürchtungen belastet, dass Silber im Zuge einer deutlich nachlassenden Weltkonjunktur einen kräftigen Nachfragerückgang verzeichnen müsste; Silber gilt schließlich dank seiner vielfältigen Eigenschaften nicht nur als Edel-, sondern auch als Industriemetall. Die Kombination aus der Rally bei Gold und der Korrektur bei Silber erklärt die extreme Notierung des Gold-Silber-Ratios. 

Auswirkungen der vorläufigen Corona-Beruhigung

Dass die Diskrepanz zwischen dem Gold- und dem Silberpreis inzwischen wieder kleiner geworden ist und sich das Gold-Silber-Ratio wieder dem langjährigen Mittel zumindest angenähert hat – im Durchschnitt der vergangenen 38 Jahre (seit Juli 1982) lag dieses Verhältnis bei knapp 66 –, liegt in der vorläufigen Beruhigung der Corona-Situation begründet. Das sollten Anleger aber nicht zwingend als nachhaltigen Trend interpretieren. Im Zuge einer zweiten Corona-Welle könnte sich das Blatt wieder wenden.

Robert Zach ist Marktanalyst bei Investing.com und seit 2009 an den Finanzmärkten aktiv. Nach seinem Studium der Betriebswirtschaft und der Ausbildung bei einer Bank war Robert Zach für eine renommierte Prop-Trading-Firma in Hongkong und Bangkok tätig, bevor er 2017 zu Investing.com kam.

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