Warum Kunden Finanzdienstleistern nicht vertrauen

Betrüger mit weißer Maske in der Hand
Bildagentur PantherMedia / Andriy Popov
Misstrauen schlägt auch Finanz- und Vermögensberatern entgegen.

Die Deutschen misstrauen Finanzdienstleistern. Zu diesem Ergebnis kommt das jährlich erscheinende "Edelman Trust Barometer" seit Jahren. Doch was sind die Gründe für das fehlende Vertrauen?

Im Rahmen der „Financial Services Consumer Perception Study 2024“ liefert Edelman Smithfield erstmals Antworten. Für die Umfrage wurden in Zusammenarbeit mit Censuswide rund 2.000 Erwachsene in Deutschland befragt. 

Asset Manager kämpfen mit mangelndem Vertrauen

In Bezug auf Vermögensverwalter kritisieren 34 Prozent der Befragten, dass es sehr schwer sei zu beurteilen, ob ein Produkt tatsächlich so nachhaltig ist wie angegeben. „32 Prozent werfen Asset Managern zudem vor, nur auf Gewinn, nicht aber auf eine positive Wirkung auf die Gesellschaft abzuzielen“, sagt Holger Nacken, Managing Director bei Edelman Smithfield. Hier sei es deshalb ratsam, durch das eigene Handeln und entsprechende Kommunikation Vertrauen aufzubauen. Die Wunschliste der Verbraucher fällt Asset Managern gegenüber klassisch aus: Laut Umfrage steht an erster Stelle eine bessere Performance der Produkte (43 Prozent). Geringere Gebühren empfehlen 41 Prozent und eine bessere Beratung von Bestandskunden ebenfalls 41 Prozent. 

Versicherungen: Tarifgestaltung undurchsichtig 

Auch gegenüber Versicherungen äußern Verbraucher Kritik. Versicherungsunternehmen würden Ausreden suchen, um im Schadensfall nicht zahlen zu müssen. Das sagen 45 Prozent der Befragten in Deutschland. 42 Prozent beschweren sich, dass die Tarife teurer würden, ohne dass sich das Produkt verbessere. 36 Prozent halten die Policen für unverständlich, und 35 Prozent bemängeln, dass die Beiträge nach einer Schadensregulierung zu stark steigen würden. Versicherungen könnten einigen Unmut vermeiden, wenn sie klipp und klar formulieren würden, was versichert ist und was nicht, meint über die Hälfte der Befragten (51 Prozent). Auch von Versicherern wünschen sich die Kunden mehr Loyalitätsprogramme, zum Beispiel in Form von Vergünstigungen oder Zusatzbausteinen (49 Prozent). Immerhin noch 47 Prozent wünscht sich weniger mühsame Prozesse im Antragsverfahren. 


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Vermögensberater gar nicht so unabhängig?

Misstrauen schlägt auch Finanz- und Vermögensberatern entgegen. „Der Hauptvorwurf lautet, Vermögensberater seien nicht wirklich unabhängig und würden bevorzugt die Produkte verkaufen, an denen sie am besten verdienen. Das sagen 43 Prozent der Befragten. 41 Prozent beklagen zu hohe Kosten und 33 Prozent versteckte Gebühren“, weiß Nacken. Bei der Frage, was sich verbessern sollte, stehen niedrigere Gebühren (48 Prozent), Transparenz (47 Prozent) und bessere Beratung (42 Prozent) ganz oben auf der Liste. 

Fintechs: Zweifel an allem

Bei den Fintech-Unternehmen drehen sich die Befürchtungen der Befragten zum Großteil um die Unternehmen selbst: „Diese könnten Pleite gehen und die eigenen Vermögenswerte mitreißen, befürchten 37 Prozent der befragten Deutschen“, sagt Nacken. 30 Prozent gaben gegenüber Edelman Smithfield an, sie hätten Angst vor Cybersecurity-Risiken, und 28 Prozent antworteten, dass die Produkte einfach zu gut klängen, um wahr zu sein. Weitere Sorgen drehen sich um Technologie, Sicherheit und Regulierung. Die Wünsche der Befragten richten sich hauptsächlich an die Kommunikation der Unternehmen, so Nacken: „Es ist wenig verwunderlich, wenn die Befragten Fintech-Unternehmen zu 53 Prozent raten, die Sicherheitsmaßnahmen ihrer Services glasklar darzustellen. 42 Prozent fordern eine stärkere Kommunikation der verbraucherschützenden Faktoren. Immerhin 44 Prozent wünschen sich, dass die Produkte für Ältere attraktiver präsentiert werden. Hier könnte also mit einer besseren Kommunikation bereits einiges erreicht werden.“

Wer hat Angst vor Kryptowährungen?

Bei den Anbietern von Kryptowährungen sind es vor allem die Angst vor Pleiten (36 Prozent), fehlendes Verständnis für das Geschäftsmodell (32 Prozent) und Misstrauen in die Technologie (26 Prozent), die die Deutschen umtreiben. Erläuterungen zur Sicherheit des Produkts und des Unternehmens könnten dazu beitragen, die Wahrnehmung zu verbessern, glauben die Befragten (47 Prozent). Klar die Unterschiede von Kryptowährungen und anderen Geldanlagen zu kommunizieren, könnte nach Ansicht der Umfrageteilnehmer (42 Prozent) ebenfalls helfen. „Ein wichtiger Tipp der Befragten an die Krypto-Unternehmen lautet: Kooperiert mit etablierten Finanzinstitutionen“, berichtet Nacken. „Wobei man da anfügen möchte: Aber schaut euch vorher deren Vertrauenswerte an.“

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