Nicht nur Neulinge am Steuer müssen für eine Autoversicherung mehr bezahlen, sondern auch ältere Menschen. Denn beide Gruppen verursachen im Durchschnitt mehr Schäden als Autofahrerinnen und Autofahrer mittleren Alters. Deshalb steigt der Versicherungsbeitrag spätestens ab 75 Jahren – teilweise schon eher – an. Das kann für manche Rentner eine deutliche Mehrbelastung bedeuten. „Aufschläge ab 75 Jahren sind üblich, können aber abgemildert werden“, sagt Elke Weidenbach, Versicherungsexpertin der Verbraucherzentrale NRW.
Wie viel teurer wird es im Alter und warum?
Pauschal lässt sich das nicht sagen, da die Beitragshöhe nicht allein vom Alter abhängt. Wichtig sei auch, wie lange man unfallfrei fährt, so die Expertin. Je höher die sogenannte Schadenfreiheitsklasse, desto höher der Rabatt auf den individuellen Beitrag. Nach Berechnungen der Verbraucherzentrale NRW können 45-Jährige mit Schadenfreiheitsklasse 15 beispielsweise nur einen Versicherungsbeitrag von circa 240 Euro zahlen, 75-Jährige bei gleichen Voraussetzungen dagegen rund 460 Euro – das ist ein Plus von 88 Prozent. Zum Vergleich: Jüngere bis 25 Jahre bezahlen teils 600 Euro pro Jahr für eine Kfz-Haftpflichtversicherung.
Verstoß gegen den Gleichbehandlungsgrundsatz?
Nein, da laut Gesetz eine unterschiedliche Behandlung aufgrund des Alters zulässig ist, wenn diese auf anerkannten Prinzipien risikoadäquater Kalkulation beruht. Das trifft vor allem auf eine versicherungsmathematisch ermittelte Risikobewertung zu. Die Unfallstatistik steht hier also dem Gleichbehandlungsgrundsatz entgegen. Autofahrer im mittleren Alter (25 bis 67 Jahre) verursachen laut dem Statistischen Bundesamt die wenigsten Unfälle und zahlen deshalb die geringsten Beiträge für die Autoversicherung.
Ältere Autofahrerinnen und Autofahrer sind laut Verbraucherzentrale NRW bei einem Unfall in mehr als zwei Drittel der Fälle die Hauptschuldigen. Bei über 75-Jährigen steige der Anteil sogar auf rund 76 Prozent. Aufschläge auf den durchschnittlichen Versicherungsbeitrag beginnen, statistisch begründet, meist ab einem Alter von 68 Jahren.
Wie lässt sich der Versicherungsbeitrag reduzieren?
Nach Angaben der Verbraucherzentrale gibt es mehrere Rabattmöglichkeiten: Wer eine Garage hat oder einen Stellplatz, senkt die Versicherungskosten. Ebenso positiv wirken sich weniger gefahrene Kilometer aus. Ist das Auto schon älter, lohnt sich ein Wechsel von der Vollkasko- zur Teilkaskoversicherung. Ältere Autofahrer könnten sich zudem als Fahrer bei erwachsenen Kindern mit eintragen, dafür ist keine gemeinsame Adresse nötig.
Ratsam sei es auch, die Angebote anderer Anbieter zu prüfen, denn die Preisunterschiede in der Branche sind groß. Insgesamt hängt der Beitrag für eine Kfz-Versicherung aber von vielen Faktoren ab, wie etwa beispielsweise dem Wohnort, Fahrzeugtyp, den jährlich gefahrenen Kilometern oder der eigenen Berufsgruppe.
EU plant Führerschein-Reform
Um die Zahl der Verkehrstoten zu senken, ist in der Europäischen Union eine Führerschein-Reform geplant. Die EU-Kommission schlägt vor, dass Führerscheine, die ab dem 19. Januar 2013 ausgestellt wurden, nur noch 15 Jahre lang gültig sind und ab dem 70. Lebensjahr eine Erneuerung alle fünf Jahre an eine Feststellung der Fahrtüchtigkeit gekoppelt werden soll. Die Art der Maßnahme soll aber im Ermessen des Mitgliedsstaates liegen.