Was würde Trump 2.0 für Asiens Märkte bedeuten?

Donald Trump
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Was eine weitere Amtszeit von Donaöd Trump als US-Präsident für Asiens Märkte bedeuten kann

Protektionistische Maßnahmen gegen Länder und Regionen mit ausgeprägten Handelsungleichgewichten (z.B. China und die EU) sind bei Trumps Anhängern beliebt. Allerdings dürfte er Rückzieher machen, wenn es lukrative Geschäfte zu machen gibt. Das asiatische Aktien-Team von Nikko AM skizziert seine Erwartungen für den Fall der Fälle aus asiatischer Perspektive.

In Anbetracht der Zölle, die von den Regierungen Trump und Biden auf eine breite Palette chinesischer Exporte erhoben wurden, dürften die Aktien der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt das mit diesem Szenario verbundene Risiko angemessen eingepreist haben. In anderen asiatischen Ländern ist dies womöglich nicht der Fall.

Eine der wichtigsten Lehren aus Trumps erster Amtszeit war die Fähigkeit der Märkte und Unternehmen, sich an Veränderungen anzupassen. Der Anteil Chinas am US-Handelsdefizit ging zurück, wurde aber durch Zuwächse in anderen „freundlicheren“ Ländern fast vollständig ausgeglichen.


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Auch in der Weltpolitik könnte es aufgrund der Spannungen zwischen Taiwan und dem chinesischen Festland zu weiteren Turbulenzen kommen – ein Faktor, den die Märkte noch nicht vollständig eingepreist haben. Trump hat den Wunsch geäußert, dass Taiwan im Falle einer Invasion die USA für seine Verteidigung bezahlen soll. Nach seinen Forderungen an die europäischen NATO-Mitglieder, ihre Militärausgaben zu erhöhen, sind ähnliche Maßnahmen im Zusammenhang mit dem Russland-Ukraine-Krieg zu erwarten.

Folgen für einzelne Branchen


Trumps Kritik an Bidens Inflation Reduction Act hat bei den (in vielen Fällen südkoreanischen) Herstellern von Elektrofahrzeugen, Batterien und deren Komponenten Besorgnis ausgelöst. Bestimmungen, die den asiatischen Automobilherstellern mehr Zeit geben, um geopolitische Beschränkungen bei der Beschaffung von Batteriematerialien einzuhalten, könnten zurückgenommen werden. Druck auf ihre Lieferketten wären die Folge.

Öl und Gas könnten eine Expansionsphase erleben, da umweltverträgliche Maßnahmen gekippt werden könnten. Der daraus resultierende Angebotssprung könnte die Preise senken, was zur Eindämmung der Inflation beitragen könnte. Für die Unternehmen könnte sich dies jedoch nachteilig auswirken, da die Gewinne schmaler ausfallen könnten. In diesem Sektor liegen die vielleicht größten politischen Unterschiede zu den Demokraten mit ihrem Fokus auf Net Zero.

Das Gesundheitswesen könnte möglicherweise profitieren. Die engen Beziehungen, die Big Pharma innerhalb seiner Regierung pflegte, haben jegliche Reform effektiv blockiert und zu Preiserhöhungen geführt. Folgt er der einwanderungsfeindlichen Haltung seiner Wählerbasis, könnte das höhere Kosten im Sektor bedeuten, die inflationssteigernd an die Verbraucher weitergegeben werden. Schätzungen zufolge wurde jeder zweite neue Arbeitsplatz im laufenden Steuerjahr von Einwanderern besetzt; davon entfiel ein erheblicher Teil auf das Gesundheitswesen.

Der Einzelhandelssektor dürfte weitere Zollerhöhungen unter einer zweiten Trump-Regierung deutlich zu spüren bekommen, weil die höheren Kosten weitergegeben werden und die Ausgaben der US-Haushalte beschneiden. Schon im Vorfeld der von der Regierung Biden im Mai angekündigten Zollerhöhungen auf chinesische Importe haben viele westliche Einzelhändler Warenlieferungen aus China vorgezogen. In der Folge kletterten die Seefrachtraten von China nach Europa und in die USA auf Rekordhöhen. Auch die Umstellung der Lieferketten auf weniger betroffene Produktionsstandorte wird Kosten verursachen. Zudem könnten südostasiatische Hersteller, die in hohem Maße von chinesischen Industriematerialien abhängig sind, stärker unter die Lupe genommen werden. Gedämpft dürften diese Auswirkungen auf Textilien bleiben, da die Branche gut diversifiziert ist und nicht nur in China, sondern auch in Vietnam, Kambodscha, Bangladesch und Indien Werke betreibt. Die Vision einer „Trump 2.0“- Welt verdeutlicht, wie schnell die alte Wirtschaftsordnung, die in hohem Maße von Globalisierung und Multilateralismus profitierte, durch ihr Gegenteil ersetzt werden kann: Protektionismus und Unilateralismus.

Hoffnungsschimmer im düsteren Szenario


Aber nicht alles ist schlecht und düster. Chinesische Aktien kletterten während Trumps erster Amtszeit um über 85 %, 25 Prozentpunkte mehr als der MSCI World. Chinas Handelsbilanz mit den USA ist im Verhältnis zum BIP niedrig. Die Schlagzeilen thematisieren den Handel und Trump – aber für die meisten der großen asiatischen Märkte ist die Innenpolitik wichtiger. Die größten Gewinner während Trump 1.0 waren Teile des ASEAN-Verbands und Mexiko.

Indien scheint für Veränderungen sehr gut positioniert zu sein. Das Land weist derzeit eine sehr geringe Handelsbilanz mit den USA auf und dürfte daher kaum zur Zielscheibe werden. Außerdem hat Indien große Fortschritte bei Reformen und produktionsabhängigen Anreizprogrammen gemacht und wird von beiden Seiten der weltpolitischen Kluft umworben. Singapur hat es verstanden, sich auf die sich verändernde politische Landschaft einzustellen und seinen Status als Finanz- und Handelszentrum zu bewahren. Auch das Festland-China steckt mitten im Wandel – von der Fabrik der Welt zum Anbieter hochwertiger Produkte und Dienstleistungen. Südkorea und Taiwan wiederum liefern wesentliche Komponenten für die weltweite Revolution der künstlichen Intelligenz.

Ausblick:
Die Kurse asiatischer Aktien dürften aus diesen Gründen stabil bleiben. Asiens Unternehmen dürften ganz verschiedene Herausforderungen meistern, unabhängig davon, wer die US-Präsidentschaftswahlen im November gewinnt. Im Falle eines Sieges von Trump würden wir uns jedoch mehr auf den Energiesektor, das Gesundheitswesen sowie auf Indien und Chinas Innenpolitik konzentrieren als auf die Schlagzeilen.

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