Weiterbildung: „Heillos durcheinander“

Foto: Petersmann Institut
Hartmut Petersmann

Digitalisierung, Spaßveranstaltungen, ESG: Hartmut Petersmann, Gründer und Geschäftsführer des Petersmann Instituts, über den Stand der Aus- und Weiterbildung von Finanzvermittlern in Deutschland

Ich stelle insgesamt fest, dass durch den effizienten Einsatz von Technik, digitalen Beratungsprozessen und zu 100 Prozent automatisierten Onboarding-Prozessen das Bestands- und Neugeschäft in den meisten Fällen zugenommen hat. Ebenso sind sämtliche Verpflichtungen, so auch die Weiterbildungsverpflichtung, früher und schneller umgesetzt worden. Auch wenn der persönliche Wunsch nach Kundennähe immer größer wird, so haben doch viele auf digitale Medien zurückgegriffen und wollen auch dabei bleiben, so der Kunde möchte. Auch auf Kundenseite ist festzustellen, dass nur das Notwendigste auf der „face-to-face“-Ebene umgesetzt wird.

Anbieter von Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten müssen das digitale Angebot auf- und ausbauen. Anbieter, die von der Persönlichkeit ihrer Redner und Referenten leben, müssen umdenken. Wobei mit einhergehender Normalisierung auch im Bereich der Präsenzveranstaltungen wieder Leben zurückkehren wird. Generell bin ich der Meinung, dass nur das auch als Weiterbildung anerkannt werden darf, was auch Weiterbildung ist. Denn was hat der Kunde davon, wenn sich sein Berater bespaßen lässt?

In Sachen ESG, Nachhaltigkeit und Impact-Investing kursieren sehr viele Ansätze und jeder hält seinen für den einzig Richtigen. Es gibt diejenigen, die die Verordnungen umsetzen wollen und müssen und es gibt diejenigen, denen das noch lange nicht ausreichend erscheint. Ja, die Branche ist zu diesem Punkt heillos durcheinander und orientierungslos. Es fehlen Angebote, welche hier einen guten Überblick verschaffen. Produktseitig wird einfach nur eine neue Sau durchs Dorf getrieben. Hier würde ein neutrales Angebot zur Aufklärung gut tun, so dass der Berater seiner eigentlichen Aufgabe, nämlich dem Bedarf nach Information des Kunden, besser nachkommen könnte.

Autor Hartmut Petersmann ist Gründer und Geschäftsführer des Petersmann Instituts.

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