Zinstief und schlecht ausgelastete Filialen zwingen Deutschlands Volks- und Raiffeisenbanken nach Einschätzung des Genossenschaftsverbandes zunehmend zur Zusammenarbeit.
„Nach der vorübergehenden Verlangsamung rechnen wir für 2016 wieder mit deutlich mehr Fusionen und mittelfristig mit einem vergleichsweise hohen Tempo“, sagte Verbandspräsident Michael Bockelmann am Donnerstag in Frankfurt.
„Wir gehen davon aus, dass es in den nächsten Jahren jeweils zehn bis 15 Fusionen in unserem Verbandsgebiet geben wird.“ Der Genossenschaftsverband vertritt Institute in allen Bundesländern – mit Ausnahme von Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen.
Im vergangenen Jahr sank die Zahl der Kreditgenossenschaften im Verbandsgebiet von 287 auf 281, im Jahr 2013 waren es noch 299. Die Zahl der Zweigstellen – inklusive Selbstbedienungsstellen – schrumpfte binnen Jahresfrist von 5128 auf 4992. In den nächsten drei Jahren dürfte die Zahl der Filialen „weiter deutlich abschmelzen“, sagte Bockelmann, ohne konkrete Zahlen zu nennen. „Es wird niemand eine Filiale an Orten aufrechterhalten können, die alle Bereiche anbietet, wenn am Tag nur zehn Kunden kommen.“
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Trotz extrem niedriger Sparzinsen erhöhten sich die Kundeneinlagen der genossenschaftlich organisierten Institute von 2014 auf 2015 um 4,4 Prozent auf rund 154,1 Milliarden Euro. Bei den Krediten gab es einen Zuwachs um 4,7 Prozent auf rund 124,7 Milliarden Euro. „Der Niedrigzins beflügelt die private und gewerbliche Investitionsbereitschaft“, konstatierte Bockelmann. Den Banken macht jedoch zu schaffen, dass die meisten Kunden Gelder kurzfristig parken – während bei Krediten möglichst lange Laufzeiten gefragt sind.
Quelle dpa-Afx/tr
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