Die Inflationsrate in Deutschland zeigt im Oktober weiterhin deflationäre Tendenzen mit einer Abnahme – gemessen als Veränderung des Verbraucherpreisindex zum Vorjahresmonat – von 0,2 Prozent. Aus unserer Sicht ist dies nicht verwunderlich. Wir können die Entwicklung insbesondere durch den massiven Rückgang der Umlaufgeschwindigkeit der Liquidität erklären. Restriktionen rund um Corona haben Unternehmen und Privatpersonen in eine kurzfristige Unsicherheit geführt.
Kurzfristige Maßnahmen der Notenbanken und Staaten hilfreich
Die erste Reaktion hierauf war Liquiditätssicherung, um die besondere Form der Insolvenz – die Illiquidität zu vermeiden. Aus diesem Grund waren die kurzfristigen, globalen Maßnahmen der Zentralbanken und Staaten hilfreich, um Liquiditätsengpässe wie zuletzt 2008/09 mit einem Einbruch der Repo-Märkte oder ähnliche Schicksale zu verhindern.
Zusätzlich bleibt die gesellschaftliche Mobilität derzeit noch eingeschränkt, die Energiemärkte befinden sich in einem Angebotsüberhang und sorgen für partielle Rückgänge in diesem Segment.
Umlaufgeschwindigkeit wird bei mehr Sicherheit zunehmen
Die Geldmenge wurde in Folge dessen massiv erhöht – die Umlaufgeschwindigkeit bleibt (noch) niedrig. Wir erwarten, dass sie jedoch mit mehr Sicherheit über zukünftige Entwicklungen in der Volkswirtschaft zunehmen wird. In diesem Fall sollte sich mittelfristig die Inflationsrate erholen. Eine dauerhafte und depressive Deflation erwarten wir zum aktuellen Zeitpunkt nicht.
Wenn dann eine erhöhte Menge Geld in Bewegung kommt und auf eine begrenzte Menge an Gütern und Dienstleistungen trifft, wird sich die Inflation analog zur Vergangenheit als Geldmengenphänomen einstellen.
Ebenso wird für eine dauerhaft höhere Inflation in der Zukunft zwingend eine Umwandlung der Geldbasis in eine rotierende Geldmenge notwendig sein, um wieder die Möglichkeit zu erlangen, das Inflationsziel der Europäischen Zentralbank erreichen zu können.
Steigende Kreditvergabe zwingende Voraussetzung
Eine steigende Kreditvergabe ist zwingende Voraussetzung, welche aus unserer Sicht erst dann wieder wahrscheinlich ist, wenn die Nettozinsmargen der Banken steigen und somit der Fokus der EZB von der Nachfrage- auf die Angebotsseite wechselt.