Die Vereinten Nationen (UN) rufen die Staatengemeinschaft zur Unterstützung des Weltwassertags am 22. März 2018 auf, der anlässlich der Weltkonferenz „Umwelt und Entwicklung“ 1992 in Rio de Janeiro ins Leben gerufen wurde. Der Weltwasserstag 2018 steht unter dem Motto „Nature for Water“. Der aktuellen World Water Development Reports der UN konzentriert sich ebenso auf die Thematik und lautet für 2018 „Nature-Based Solutions for Water“. Ein Gastkommentar von Mathias Pianowski und eine Einschätzung von Nedim Kaplan, beide Ökoworld
Schon die Goldschürfer der Klondike wussten: Nicht nur Wasser ist wertvoll. Sondern auch das, was darin enthalten ist. Mehr als 500 Tonnen Gold rangen sie dem Klondike-Gebiet im Laufe der Jahre ab. Heute gewinnen Unternehmen aus den Abwässern ihrer industriellen Prozesse Gold und andere Edelmetalle zurück. In Industrieländern ist das Standard. Weil es sich rechnet und weil zum Schutz der Gesundheit und Gewässer Gesetze befolgt werden müssen.
Viel zu lange schon warten aber ganz andere Schätze in unseren Abwässern, um die sich der Gesetzgeber besser frühzeitig hätte kümmern sollen. Nun endlich nimmt die Politik einen Stoff ins Visier, der vor 350 Jahren auf der Suche nach dem Stein der Weisen entdeckt wurde: Phosphor.
Element Phosphor
Phosphor ist ein unentbehrlicher Stoff. Ohne das Element können Pflanzen, Tiere und Menschen nicht leben. Phosphor dient uns vor allem als Mineraldünger.
Das Problem: Deutschland ist bei der Versorgung mit Mineraldüngerphosphat vollständig von Importen abhängig – wie fast alle anderen EU-Staaten auch. Fast alle Quellen stammen aus politisch instabilen Regionen. Die Vorkommen konzentrieren sich auf wenige Länder in Nordafrika und im östlichen Mittelmeerraum sowie auf China. Das Angebot verknappt sich stark. Die weltweiten Reserven sind endlich und reichen laut Umweltbundesamt schätzungsweise noch 50 bis 200 Jahre.
Offensichtlich besteht hier ein Risiko, das gesteuert werden muss. Die Lösung wäre das Umsetzen einer Kreislaufwirtschaft, wobei die Nutzung von Abwasser als Rohstoffquelle eine tragende Funktion hätte.
Wie würde der Prozess bei Phosphor aussehen?
Phosphor gelangt über menschliche Ausscheidungen in der Abwasser. Bei der heutigen Standard-Reinigung kommunaler Abwässer entsteht am Ende Klärschlamm. Dieser besteht aus Feststoffen aus dem Abwasser und aus Mikroorganismen. Die Düngung mit Klärschlamm wird aufgrund der Belastung durch Schadstoffe wie Schwermetalle und Arzneimittelreste heute allerdings überwiegend abgelehnt.
In Deutschland läuft die Genehmigung zum Düngen bis 2029 für große Kläranlagen aus. Der Klärschlamm – genauer der darin enthaltene Kohlenstoff – wird heute zunehmend verbrannt und damit zumindest noch thermisch verwertet. Bei der Mitverbrennung von Klärschlamm in Kohlekraftwerken, Zementwerken oder Müllverbrennungsanlagen geht Phosphor aber verloren – neben anderen Rohstoffen wie Stickstoff.
Abfall ist kein Müll mehr: Phosphorrückgewinnung ab 2029 gesetzlich vorgeschrieben
In Deutschland ist die Rückgewinnung von Phosphor aus Abwasser, Klärschlamm oder Klärschlammasche ebenfalls ab 2029 gesetzlich vorgeschrieben. Aus der Klärschlammasche soll Phosphor – vereinfacht gesagt – zu 80 Prozent rückgewonnen werden. Aus einer umwelt- und volkswirtschaftlichen Logik heraus ist das sehr spät. Deutschland zählt damit im internationalen Vergleich aber immer noch zu den Vorreitern.
Die entsprechenden Technologien sind derzeit noch unterschiedlich ausgereift. Tendenziell am weitesten fortgeschritten sind Technologien zur Rückgewinnung von Phosphor aus Abwasser und Schlammwasser. Allerdings ist bei vielen Prozessen die Einbindung in Kläranlagen noch wenig erprobt. Wahrscheinlich wird langfristig die Phosphor-Rückgewinnung aus Klärschlammasche – zumindest bei der Monoverbrennung – der bedeutendste Recyclingpfad werden.
Wegen dieser technologischen Lücke soll es bald möglich sein, Klärschlamm für eine begrenzte Zeit zu lagern, um später daraus Phosphor zurückzugewinnen. Auch das ist ein Beleg dafür, wie groß das Problem eigentlich ist und wie hoch die Verknappung in der Zukunft sein wird.
Klar ist in jedem Fall: Abfall ist schon längst kein Müll mehr.
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